Dula Feichter, Wiener Umweltanwaltschaft
Wer kennt sie nicht, die dunklen Genossen mit ihrem heiseren Gekrächze und einem stechenden Blick – die Krähen! Sie sind nützlich, wichtig für die Naturkreisläufe, haben aber leider ein Imageproblem. Viele Menschen sehen in den Krähen leider oft nur einen Störenfried und sind eher feindlich gegenüber Krähen eingestellt, insbesondere in der Brutzeit, wenn Krähen ihren Nachwuchs unerschrocken verteidigen.
Krähen sind aber vernunftbegabt und verfügen über ein außergewöhnliches Gedächtnis. Sie leben in einem hoch entwickelten sozialen Verbund und sind zu Empathie fähig. Krähen sind eigene Persönlichkeiten, sehr gesprächig, einfallsreich, neugierig und für ein Spiel immer gut aufgelegt. Krähenvögel zählen zu den Singvögeln und sind in Wien geschützt. Oft werden sie mit den Raben verwechselt. Raben gibt es in Wien nicht, in Österreich bewohnen die Raben eher Gebirgsbereiche. In Wien sind drei Krähenarten zu treffen, die Nebel-, Rabenkrähe und die Saatkrähe.
Krähen sind Allesfresser, auf ihrem Speiseplan stehen pflanzliche Nahrung, wie etwa Samen, Nüsse und Obst, aber auch tierische Speisen, wie Mäuse, Insekten, Eier aber auch Aas. Oft legen sie Vorräte für schlechte Zeiten an, meistens gut versteckt und wenn kein Artgenosse dabei zusieht. Krähen sind keine „blutrünstigen Räuber“, sondern ein wichtiger Teil eines Ökosystems, indem sie z. B. Aas beseitigen - damit agieren sie als „Gesundheitspolizei“ der Natur. Sie brüten hoch in den Baumkronen, in Wäldern aber auch am Straßenrand. Junge Krähen lernen das Fliegen vom Boden aus, da im Nest kein Platz ist. Es ist normal, dass sie einige Tage lang am Boden leben. Sie sind nicht verwaist, ihre Eltern beobachten, füttern und beschützen sie. Junge Krähen sollten in Ruhe gelassen werden. Es kann passieren, dass die Vogeleltern die Menschen als Bedrohung sehen, wenn sie Jungvögeln zu nahe kommen. Sie verteidigen ihren Nachwuchs beherzt und lenken die Aufmerksamkeit auf sich, um den Jungen die Flucht zu ermöglichen. Von Krähen besteht für die Menschen keine ernsthafte Gefahr.
Ich beobachte sie gern, weil ich immer etwas Neues entdecke, wie unlängst im Praterwald ein mit einem Hund spielendes Krähenpärchen. Sie haben einen laufenden Hund in slalommäßigem Tiefflug begleitetet, alle drei haben offensichtlich dabei viel Spaß gehabt. Immer wieder sind die beiden Krähen vor dem Hund gelandet und haben gewartet, bis dieser in ihre Nähe kam, dann sind sie geflogen und haben den Hund im Tiefflug begleitet. Nach einem Regen plantschen sie gern in Wasserlacken und reinigen ihr Gefieder. Apropos Wasser, im Winter finden die Vögel bzw. Tiere oft kein flüssiges Wasser, da bei sehr kalten Temperaturen das Wasser gefriert. Auch im Sommer sind aufgrund der Hitze die Wasserstellen in der Stadt rar. Eine flache Wasserschüssel auf Balkon, Terrasse oder im Garten versorgt unsere gefiederten Freunde das ganze Jahr mit lebensnotwendigem Wasser. Wichtig ist, dass die Schüssel täglich gereinigt (Achtung: keine Reinigungsmittel verwenden!) und das Wasser täglich gewechselt wird, um zu verhindern, dass sich gefährliche Krankheitserreger ansiedeln.
Die Großstadt ist nicht nur ein Lebensraum für Menschen, sondern in gleichem Maße für Menschen und Tiere. Jedes Lebewesen hat ein Existenzrecht und seinen Platz in der Naturordnung. Für mich sind die Krähen seit vielen Jahren „best buddys“!
© Fotos: Dula Feichter