Dominik Schreiber, Wiener Umweltanwaltschaft
Vor kurzem fand in Wels, Oberösterreich, wieder die jährliche Fachtagung für Energieeffizienz und Erneuerbare Energien statt. Die WUA nimmt an dieser mehrtägigen Veranstaltung teil, weil es für uns als Mitwirkende in zahlreichen Fachgremien und Verhandlungen, weiters als Bürger*innenberatungsstelle und auch als Leiterin des magistratsweiten Umweltmanagementprogramms PUMA von großer Bedeutung ist, immer am letzten Wissensstand zu sein, was Energiethemen betrifft. Und da sind die World Sustainable Energy Days in Wels eine gute Adresse.
Was mir besonders aufgefallen, ist der Spirit, die klare Ausrichtung und die Überzeugung, dass die Energiewende notwendig ist und dass sie auch sehr rasch umgesetzt werden muss, um für die Abwendung der Klimakrise relevant zu sein. Die Vorträge aus dem In- und Ausland, die Pausengespräche mit Konferenzteilnehmer*innen, der fachliche Austausch bei der Poster-Präsentation und nicht zuletzt die Gespräche mit Aussteller*innen auf der parallel stattfindenden Energiemesse – all das war höchst inspirierend und interessant.
Hier ein paar erwähnenswerte Aussagen bei der Tagung:
- Biomasse als Energieträger möglichst nur zum Ausgleich anderer erneuerbarer, fluktuierender Energieträger (Sonne, Wind) einsetzen.
- Das „Stop&Go“ bei Förderungen im Bereich erneuerbare Energie ist immer sehr problematisch, weil die produzierende Industrie (z.B. die Wärmepumpen) nicht planen kann.
- In der Atmosphäre ist „Dekarbonisierung“ (Entzug von CO2 aus der Atmosphäre) ein richtig verwendeter Begriff. Hingegen in der Technosphäre (also auf der Erde) sollte man besser „Defossilisierung“ verwenden, weil Kohlenstoff an sich nichts schlechtes und weit verbreitet ist.
- In der EU ist die Steigerung der Energieeffizienz ein großes Thema. Mehrere Initiativen zur Erhöhung der Ziele sind im Laufen. Die Anstrengungen in den EU-Mitgliedsstaaten müssen deutlich erhöht werden.
- Die Elektrifizierung kann den Energieverbrauch um bis zu 2/3 verringern (z.B. Elektroauto vs. Verbrenner).
- Null-Emissionsgebäude sollen ab 2030 EU-weit der Gebäude-Standard sein.
- Das Risiko von „Dunkelflauten“ (also weder Wind noch Sonnenschein) kann durch internationale Vernetzung der Energiemärkte um 90% gesenkt werden.
- Der spezifische CO2-Ausstoß bei der Batterieproduktion (Elektroauto) sinkt von 2020 bis 2026 von 150 kg/kWh auf rund 10 kg/kWh.
- Neuartige Elektroautobatterien halten mehrere 100.000e km Fahrstrecke ohne Leistungsabbau.
- Energiegemeinschaften (lokale oder regionale private Vereine zum Ökostromaustausch unter den Mitgliedern) boomen in Österreich mehr als in jedem anderen EU-Mitgliedsland.
- Strom und Wasserstoff werden im Zuge der industriellen Transformation zu den wichtigsten Energieträgern.
- Die Preise für Elektroautos nähern sich in Europa schrittweise an die Preise für Verbrenner.
- „E-Fuels“ als Antriebsenergie für Verbrenner schneiden im Vergleich mit batterieelektrischen Fahrzeugen schlecht ab, weil 2/3 der Energie im Motor verloren geht.
- Grüner Wasserstoff (mit Ökostrom erzeugt) wird in Europa zumindest mittelfristig ein knappes Gut bleiben und sollte daher in Bereichen ohne erneuerbare Energiealternativen eingesetzt werden (Stahlwerke, …)
- Im Bereich der Busse für öffentliche Verkehrsmittel entwickelt sich das batterieelektrische Angebot wesentlich dynamischer als jenes mit Wasserstoffantrieb.
Solchermaßen aufgeladen mit jeder Menge aktueller Informationen über die Entwicklungen im Energieeffizienz- und Klimabereich geht der Einsatz der WUA für Arbeit für Umwelt- und Klimaschutz in der Stadt Wien weiter. Ich finde es sehr erfreulich, dass die Stadt Wien in vielen Nachhaltigkeitsbereichen sehr innovativ und entschlossen vorgeht. Dennoch bleibt noch viel zu tun, um das Ziel der Klimaneutralität 2040 zu erreichen.