Das 14. Wiener Nuklearsymposium beschäftigte sich mit der Frage, welche Zukunft Kernkraft in Europa und der Welt haben wird. Zur Eröffnung erinnerten Wiens Umweltanwältin Iris Tichelmann und Gemeinderätin Nina Abrahamczik an Österreichs eigenes Atomkraftwerk in Zwentendorf, welches aufgrund massiver Proteste und einer Volksabstimmung nie in Betrieb genommen wurde.
Vor allem der Krieg in der Ukraine, bei dem auch Atomreaktoren zum Kriegsschauplatz wurden, hat eine prägende Wirkung auf den Nuklearsektor. Einmal mehr wurde die Abhängigkeit europäischer Staaten von nicht-erneuerbaren Energieträgern mit einer selten gesehenen Deutlichkeit vor Augen geführt. Gleichzeitig ist allerdings auch klar ersichtlich, dass Kernkraft vor kriegerischen Handlungen nicht geschützt werden kann. Ein Vortrag der Veranstaltung widmete sich aktuellen Forschungen der BOKU in diesem Bereich. Detailliert wurde herausgearbeitet, welche Schwachstellen ein Kernkraftwerk im Zuge eines militärischen Angriffes aufweist und welche Unfallszenarien als realistisch betrachtet werden müssen.
Dennoch wird in mehreren Staaten weltweit verkündet, in Zukunft wieder verstärkt auf Nuklearkraft zu setzen. Shaun Burnie von Greenpeace East Asia präsentierte eine Zusammenfassung über aktuelle Entwicklungen in Südkorea und Japan. Vor allem Japans Verkündung, Reaktoren wiedereinzusetzen, die eigentlich nach dem Fukushima Unfall bereits vom Netz genommen wurden, ruft Besorgnis hervor.
Auch neue Reaktorkonzepte, sogenannte Small Modular Reactors (SMR), sind in vielen Ländern im Gespräch. Dazu nahm ein Vortrag von Matthias Englert (Öko-Institut, Darmstadt) Stellung. Obwohl in aller Munde, gibt es bis dato kein SMR-Design, das die Marktreife erlangt hätte. Daher darf stark angezweifelt werden, dass die Versprechungen nach derartigen Reaktoren in den nächsten 10-15 Jahren halten werden. Besonders drastisch in diesem Zusammenhang ist, dass Nuklearkraft mit Abstand die teuerste Energieform darstellt. Daher ist jede Investition in diesen Bereich eine verlorene Chance, einen tatsächlichen Beitrag zur Bekämpfung der Klimakrise zu bewirken. Investitionen in erneuerbare Energien und Energieeffizienzmaßnahmen sind wesentlich kostengünstiger und erzielen eine schnellere Wirkung. Außerdem sind sie nicht mit dem Risiko eines schweren Unfalls verbunden.
Sowohl das Publikum vor Ort als auch die Online-Teilnehmer*innen nutzten die Möglichkeit zum Dialog mit den Vortragenden. Alle Folien der Vortragenden sind auf der offiziellen Website des Nuklearsymposiums ersichtlich.