Mehrere große Konzerne in den USA haben Verträge mit Nuklearunternehmen geschlossen. Sie wollen den Bau neuer Reaktorkonzepte (kleine modulare Atomreaktoren, engl. Small Modular Reactors oder kurz SMR) unterstützen, da innovative Technologien wie KI und Kryptowährungen einen extremen Energiebedarf aufweisen.
Amazon alleine hat einen Stromverbrauch, der dem einer mittelgroßen Stadt gleichkommt. Das größte Problem bei diesem Unterfangen ist, dass die SMR-Technologie noch nicht ansatzweise marktreif ist und die gleichen Gefahren aufweist, wie ein herkömmlicher Reaktor.
Wie die WUA bereits berichtet hat, wird an dieser Technologie seit Jahrzehnten erfolglos gearbeitet. Jenes Projekt, das bis jetzt am weitesten entwickelt war, ist von NuScale in den USA. Allerdings musste eine Versuchsanlage, die später zu einem Prototyp ausgebaut werden sollte, 2023 geschlossen werden. Das Problem war, das die Kosten des Reaktors immer weiter gestiegen sind und somit jenen eines herkömmlichen Nuklearreaktors deutlich übertrafen. Da Atomenergie an sich bereits die teuerste Energieform darstellt (siehe Abbildung), die wir heute verwenden, haben die Investoren dieses Projekt schlussendlich verlassen. Im Kampf gegen den Klimawandel sind Investitionen im Nuklearbereich katastrophal, da finanzielle Mittel gebunden werden, die an anderer Stelle sinnvoll eingesetzt werden können. Hierzu muss aber auch erwähnt werden, dass Unternehmen wie Amazon ebenfalls massiv in erneuerbare Energieträger investieren. Amazon besitzt Kraftwerke in diesem Bereich mit einer installierten Leistung von 20 GW, was der Leistung von 20 großen AKW entsprechen würde. Somit ist klar, dass Nuklearkraft nur ein marginaler Teil ihrer Energiestrategie sein kann.
SMR Konferenz der IAEA
Im Oktober 2024 findet zu diesem Thema auch eine Konferenz der IAEA (International Atomic Energy Agency) statt, bei der internationale Kooperationen im Fokus stehen. Es wird immer wieder betont, dass sich die Industrie auf zwei bis drei SMR-Designs einigen soll und diese dann gemeinsam entwickelt werden. Aus wirtschaftlicher Sicht machen SMR nur dann Sinn, wenn viele Reaktoren vom gleichen Design errichtet werden, um Produktionsprozesse zu optimieren. Das Problem ist, dass es laut der IAEA aktuell über 80 SMR-Designs gibt. Andere Quellen sprechen von weit über 100. Jedes Unternehmen möchte natürlich, dass sein Design ausgewählt wird, wodurch es zu Unstimmigkeiten und Verzögerungen kommt. Diese Auswahl ist abseits der technischen Machbarkeit und sicherheitsbedingten Problemen, eine der größten Herausforderungen für die SMR-Entwicklung. Unabhängige Experten gehen davon aus, dass die Lizensierung eines SMR-Designs noch Jahrzehnte in Anspruch nehmen wird, sofern es überhaupt dazu kommt.
© Grafik: Wien Energie (auf Basis von Daten von Frauenhofer ISE, SolarPower Europe, DIW, 2020)