Österreichs Nachbarland Slowenien betreibt seit den 80-Jahren ein Nuklearkraftwerk am Standort Krško. Der Reaktor ist inzwischen deutlich in die Jahre gekommen. Daher gibt es seitens Sloweniens Politik seit Längerem den Wunsch, einen neuen Reaktor zu errichten.
Da Nuklearkraft auch in Slowenien ein kontroverses Thema darstellt, wurde für Ende November eine Volksabstimmung über das Projekt angesetzt. Allerdings wurden im Vorfeld der Abstimmung mehrere Unstimmigkeiten publik. Es hat sich herausgestellt, dass nicht ausreichend Informationen von offizieller Seite verfügbar gemacht wurden. Beispielsweise ist noch nicht klar, welcher Reaktortyp gebaut werden soll. Auch über die Finanzierung, die Bauzeit und mögliche Unfallszenarien gibt es nur ungefähre Angaben. Außerdem wurde der Referendumstext als voreingenommen bewertet.
Er lautet: „Unterstützen Sie die Umsetzung des JEK2-Projekts, das zusammen mit anderen kohlenstoffarmen Energiequellen eine stabile Stromversorgung gewährleisten wird?“
Daher sah sich das slowenische Parlament gezwungen, das Referendum abzusagen. Dennoch ist die Gefahr eines weiteren Reaktors noch nicht gebannt! Die Regierungsparteien haben verlautbart, dass sie das Projekt weiterhin vorantreiben möchten. Aus heutiger Sicht ist nun geplant, dass die Bevölkerung erst 2028 befragt werden soll. Obwohl der Reaktortyp noch nicht offiziell vorgestellt wurde, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass ein Design aus Amerika gewählt wird, da auch der aktuelle Reaktor von Westinghouse stammt und die slowenische Regulation sich sehr stark auf das amerikanische Regelwerk der Nuclear Regulatory Commission (NRC ) stützt.
Aktivitäten von Westinghouse in Europa
Die WUA hat in den letzten Wochen und Monaten eine Initiative von mehreren NGOs und Bürgerbewegungen unterstützt, die aktuelle und potenzielle Neubauprojekte von Westinghouse in Europa und den USA analysiert. Dabei ist auch ein Video entstanden, in dem die Resultate der Initiative dargestellt werden. Dieses ist unter folgendem Link einsehbar.
Primär angesprochen wurden, abseits von Slowenien, Reaktorprojekte in Polen und den USA. In Polen ist geplant mindestens drei AKW mit dem Design von Westinghouse zu errichten. Geplant ist, dass möglichst viele polnische Firmen involviert werden, um Aufträge für die heimische Wirtschaft zu generieren. Allerdings ist hier nicht gesichert, welche Unternehmen das sein werden. Dies ist nicht trivial, da im Nuklearbereich auf gesonderte Qualitäts- und Sicherheitsstandards geachtet werden muss. Darüber hinaus ist aber auch eine Finanzierung noch nicht festgelegt.
In den USA wurde am Standort Vogtle zum ersten Mal seit ca. 20 Jahren ein neues AKW in Betrieb gesetzt. Allerdings bedurfte der Bau fast die doppelte Zeit, die ursprünglich veranschlagt war (15 Jahre). Auch die Kosten explodierten. Insgesamt belief sich die Projektsumme auf 37 MRD US-Dollar. Somit ist es das teuerste AKW, das je gebaut wurde.
An einem weiteren Standort in South Carolina hätte ein Neubauprojekt entstehen sollen. Da es bei dem Bau immer wieder zu Problemen und gravierenden Verzögerungen kam, wurde schlussendlich entschieden das Projekt abzubrechen. Das Problem hierbei ist, dass die Bevölkerung, auch wenn viele Bürger*innen gegen den Reaktorbau waren, die Kosten tragen muss. Das Unternehmen hatte mit dem Bundesstaat verhandelt, dass die Kosten für das AKW über Strompreiserhöhungen langfristig bezahlt werden. Nun müssen die Bürger*innen die bisherigen Kosten in Milliardenhöhe begleichen, obwohl die Reaktoren nicht fertiggestellt wurden.
© Foto: Patricia Lorenz