Der Klimawandel stellt für eine Stadt wie Wien eine große Herausforderung dar. Die Stadt wird immer wärmer, Hitzetage mit Temperaturen über 30 Grad Celsius und tropische Nächte sind keine Seltenheit mehr und sie werden in Zukunft noch deutlich zunehmen. Sommerliche Überwärmung kann sich negativ auf die menschliche Gesundheit auswirken und stellt eine Belastung für Menschen, Tiere und Natur dar.
Fassaden, Straßen sowie versiegelte Flächen heizen sich schnell auf, speichern die Wärme und geben diese wiederum in die Wohnung und die Umgebung ab. Die Wohnung heizt sich schnell auf und bleibt auch in der Nacht warm. Wenn die Innenräume eines Gebäudes erst einmal erwärmt sind, ist der Hitze schwer zu entkommen. Rechtzeitiges Vorbeugen kann das verhindern. Eine Linderung der sommerlichen Hitze ist auch ohne Klimaanlage möglich.
Die WUA zeigt, wie im Sommer die Hitze ohne Klimaanlage erträglicher gemacht und damit das Wohlbefinden innerhalb der eigenen vier Wände während der Sommermonate gesteigert werden kann.
Begrünung kann die Aufheizung der Innenräume wirkungsvoll reduzieren!
Beschattung – ein effizientes Mittel gegen die Hitze
Außenliegender Sonnenschutz
Innenliegender Sonnenschutz
Sonnenschutzfolien - eine weitere Möglichkeit des Sonnenschutzes
Balkon- und Terrassenbeschattung
Richtig Lüften zahlt sich aus!
Keine Wärmequellen im Schlaf- und Kinderzimmer
Kochen auf ein Mindestmaß reduzieren
Kühlende Erfrischungen
Klimaanlage als Strom- und Kostenfaktor
Mit Bauen gegen die Hitze - hitzetaugliche Gebäude
Mehr Informationen
Quellen
Begrünung kann die Aufheizung der Innenräume wirkungsvoll reduzieren!
Ein begrüntes Haus hat neben einem kühlenden oder wärmenden Effekt viele andere Vorteile. Ein ausreichender Pflanzenbewuchs sorgt für Beschattung, Kühlung, Luftbefeuchtung sowie für die Bindung von Staub und Schadstoffen. Pflanzen haben einen positiven Einfluss auf das Wohnmikroklima und damit auch auf das Wohlbefinden. Außerdem wird es rund um das Haus und im Inneren leiser. Durch die Begrünung wird das Aufheizen der befestigten Flächen und des Mauerwerks wirksam verhindert – so wird der Einbau von Klimaanlagen in weiterer Folge überflüssig. Bei der Wahl der Pflanzen sollte darauf geachtet werden, dass sie mit Trockenheit und Hitze gut zurechtkommen.
Zimmerpflanzen leisten einen wichtigen Beitrag für ein gutes Innenraumklima. Ein Raum mit Pflanzen wirkt angenehmer, weist eine bessere Raumluftqualität auf und steigert das Wohlbefinden. Bei der Pflanzenauswahl sollte beachtet werden, dass diese für bestimmte Räume wie etwa Schlafzimmer, Küche oder Badezimmer geeignet sind. Rund um die richtige Auswahl und die Pflege der Pflanzen wird eine Beratung durch fachlich ausgebildete Personen empfohlen.
Die Stadt Wien fördert Dach-, Fassaden- und Innenhofbegrünungen.
Beschattung – ein effizientes Mittel gegen die Hitze
Innenräume erhitzen sich deutlich mehr und schneller, wenn die Sonnenstrahlung ungehindert in den Wohn- bzw. Gebäudebereich gelangt. Eine effiziente Beschattung bzw. ein effizienter Sonnenschutz können wirkungsvoll davor schützen. Dabei sollten helle Materialien zum Einsatz kommen, da diese das Licht und die Wärme am besten reflektieren.
Außenliegender Sonnenschutz
Wenn möglich sollten Außenbeschattungselemente, wie etwa Außenjalousien, die erste Wahl für die Beschattung sein – sie fangen die Sonnenwärme bereits vor dem Fenster ab. Außenjalousien schützen wesentlich effektiver vor Raumüberhitzung als Innenjalousien. Bei Räumen, die während des Tages benutzt werden, sollten die Jalousienlamellen möglichst nicht ganz geschlossen, sondern nur schräg gestellt werden, damit keine direkte Sonneneinstrahlung mehr in den Raum fällt. So bleiben die Räume hell genug zum Aufhalten und Arbeiten. Das hält kühl und spart gleichzeitig Kunstlicht und Stromkosten.
Laut § 62a Abs 1 Z 33 der Bauordnung für Wien fällt die Montage von Außenjalousien, Markisen und dergleichen außerhalb von Gebieten mit Bausperre und – sofern diese Bauteile nicht dem Gebrauchsabgabegesetz 1966 unterliegen – von Schutzzonen unter bewilligungsfreie Bauvorhaben. Ungeachtet dessen, ist darauf hinzuweisen, dass auch diese Bauvorhaben den Bau- und Bebauungsvorschriften zu entsprechen haben. Insbesondere ist gemäß § 85 der Wiener Bauordnung das Bauvorhaben so zu gestalten bzw. zu montieren, dass die einheitliche Gestaltung des Stadtbildes in Form, Maßstäblichkeit, Farbe und Material nicht gestört bzw. beeinträchtigt wird.
Die Magistratsabteilung 19 - Architektur und Stadtgestaltung erteilt Auskünfte hinsichtlich der einzuhaltenden Voraussetzungen aus stadtgestalterischer Sicht. Weiterführende Informationen
Eine möglichen Montage des Außensonnenschutzes sollte jedoch unbedingt vor der Montage mit dem/der Gebäudeeigentümer/in bzw. dem/der Vermieter/in (z. B. Hausverwaltung, Genossenschaft, Wiener Wohnen) besprochen und das Einverständnis eingeholt werden. Bei unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden ist jedenfalls auch eine Genehmigung des Bundesdenkmalamtes erforderlich.
Die Stadt Wien fördert die Installation von Außenjalousien bzw. außenliegenden Sonnenschutz mit bis zu 1.500 Euro pro Haushalt. Mehr Informationen: MA 50 - Wohnbauförderung und Schlichtungsstelle für wohnrechtliche Angelegenheiten
Innenliegender Sonnenschutz
Auch innenliegende Jalousien, Vorhänge oder Rollläden können für Beschattung sorgen, wenngleich weniger effektiv als Außenjalousien. Der Grund ist, dass die Sonneneinstrahlung und damit die Wärme durch die Verglasung in den Raum gelangt und wieder nach Außen zurück reflektiert wird. Ein Teil der Wärmestrahlung verbleibt jedoch durch die Absorption im Raum. Innenrollos oder Innenjalousien aus hochreflektierenden Materialien können einen höheren Teil der Wärmeeinstrahlung reflektieren.
Vorteil der innenliegenden Sonnenschutzelemente ist, dass diese leichter montiert werden können, außerdem verändern sie das Fassadenbild nicht. Die innenliegende Beschattung sollte aus hellen, beschichteten Materialen (z. B. weiß, silbern) bestehen, denn diese reflektieren die Sonneneinstrahlung am besten.
Sonnenschutzfolien - eine weitere Möglichkeit des Sonnenschutzes
Sonnenschutzfolien werden auf dem Glas innenseitig oder außenseitig angebracht. Auf dem Markt werden Sonnenschutzfolien mit unterschiedlichen Lichtdurchlässigkeiten bzw. Ausführungen angeboten. Ihr Sonnenschutz bzw. Hitzeschutz funktioniert grundsätzlich durch Reflexion, aber auch durch Absorption. Bei manchen Folienausführungen ist zu bedenken, dass diese nicht nur Hitze, sondern auch Licht zurückhalten und daher zu einer sogenannten Verdunkelung führen. Das bedeutet, dass die Wohnräume auch im Winter bzw. in der Abenddämmerung oder an bewölkten Tagen reduzierte Lichtverhältnisse aufweisen und so tagsüber künstliche Beleuchtung notwendig ist. Da die hohe Hitzeschutzwirkung einen geringeren Wärmeeintrag in den Räumlichkeiten zulässt, kann sich der hohe Hitzeschutz in den Wintermonaten nachteilig auf die Heizkosten auswirken.
Balkon- und Terrassenbeschattung
Am Balkon kann neben den Fenstern bzw. Glasflächen ein Sonnenschirm gegen Hitze und Sonneneinstrahlung aufgestellt werden. Eine effektive Beschattung kann auch mit der Montage einer Markise (z. B. Senkrechtmarkise) erreicht werden. Sie beschattet nicht nur den Außenbereich, sondern auch die Fensterfront und dadurch die Innenräume. Es ist zu beachten, dass vor der Montage unbedingt eine Genehmigung seitens der Gebäudeeigentümer (z. B. Hausverwaltung, Genossenschaft, Wiener Wohnen) einzuholen ist. Siehe auch Punkt „Außenliegender Sonnenschutz“.
Eine flache Wasserschüssel für unsere gefiederten Freunde sorgt bei Hitze für deren Abkühlung.
Wichtig ist, dass die Schüssel täglich gereinigt (Achtung keine Reinigungsmittel verwenden!) und das Wasser täglich gewechselt wird, um zu verhindern, dass sich gefährliche Krankheitserreger ansiedeln.
Bitte nicht vergessen, dass auch unsere Tiere unter der Hitze sehr leiden. Mehr Informationen, wie Tieren während der Hitzeperiode geholfen werden kann, bietet die Tierschutzombudsstelle Wien.
Richtig Lüften zahlt sich aus!
Lüften auf die kühlen Morgen-, Abend- und Nachtstunden beschränken. Wenn möglich am besten mit weit geöffneten Türen und Fenstern querlüften. Tagsüber sollten die Fenster geschlossen bleiben. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich die Wohnräume übermäßig aufheizen.
Auch ein Ventilator kann untertags für eine Luftbewegung sorgen. Ventilatoren verbrauchen - anders als Klimaanlagen - vergleichsweise wenig Strom. Sie bewegen die Luft und schaffen somit ein angenehmes Gefühl auf der Haut und unterstützen die Selbstkühlung des Körpers.
Keine Wärmequellen im Schlaf- und Kinderzimmer
Elektrische Geräte wie beispielsweise Computer, Hi-Fi-Anlagen, Handy und Fernseher geben im Betrieb und beim Aufladen die Wärme an ihre Umgebung ab. Um einen angenehmeren Schlaf zu ermöglichen, sollten keine elektrischen Geräte im Schlaf- und Kinderzimmer aufgestellt oder nur sparsam verwendet werden. So kann die Erwärmung der Schlafräume reduziert werden. Am besten ist es, elektrische Geräte, die nicht genutzt werden, gänzlich abzuschalten, da diese auch im Stand-by-Modus weiterhin Strom verbrauchen und Wärme abgeben. Energieeffiziente Haushaltgeräte verbrauchen nicht nur weniger Strom, sondern geben auch weniger Wärme an ihre Umgebung ab.
Kochen auf ein Mindestmaß reduzieren
Während der Hitzeperiode wenn möglich das Kochen und Backen auf ein Mindestmaß reduzieren. Bei sehr vielen Gerichten ist es möglich, die Kochplatte oder das Backrohr kurz vor Kochende abzuschalten, da diese weiterhin ausreichend Wärme abgeben. Damit wird eine zusätzliche Wärmequelle im Innenbereich reduziert. Leichte, erfrischende Kost wie Obst und Gemüse entlastet den Körper und hilft, die Hitze erträglicher zu machen.
Kühlende Erfrischungen
Eine ausreichende Flüssigkeitsversorgung ist bei Hitze unumgänglich. Am besten zwei bis drei Liter pro Tag konsumieren. Der beste Durstlöscher ist das Wiener Hochquellwasser. Das Leitungswasser kann mit einer frischen Zitrone und Kräutern, wie etwa Minze, geschmacklich verfeinert werden. Auch lauwarme Tees oder ungesüßte, mit Wasser verdünnte Frucht- und Gemüsesäfte entlasten den Körper. Bei Erkrankungen sollte hinsichtlich des notwendigen Flüssigkeitsbedarfs ärztlicher Rat eingeholt werden.
Das Wiener Hochquellwasser ist nicht nur ein hervorragender Durstlöscher, sondern es kühlt auch. Beispielweise kann ein kühles Fußbad für Frische und Entspannung sorgen. Wenn die Unterarme für ein paar Minuten unter kaltes Wasser gehalten werden, hilft dies auch, den Körper bzw. Kreislauf zu entlasten. Ein nasses, kaltes Tuch im Nacken oder an der Stirn erfrischt ebenso wirkungsvoll. Auch eine - mit kaltem Wasser befüllte - Wärmeflasche kann für eine wohltuende Hitzelinderung sorgen. Nach Bedarf unter die Fußsohlen oder auf den Nacken legen und die Abkühlung genießen.
Klimaanlage als Strom- und Kostenfaktor
Die Zahl der Klimaanlagen in Privathaushalten steigt von Jahr zur Jahr. Die Freude über die „Hitzerettung“ ist aber von kurzer Dauer. Den spätestens bei der Jahresabrechnung des Stromverbrauchs zeigt sich die unschöne Seite der Klimageräte. Sie verbrauchen sehr viel Strom und verursachen damit zusätzlich hohe Stromkosten. Nicht nur die zusätzlichen Kosten, sondern auch andere Gründe sprechen dafür, dass Klimaanlagen nicht die beste Wahl sind. Mobile Klimaanlagen erzeugen teils beträchtlichen Lärm und können damit die Wohnqualität bzw. Nachtruhe negativ beeinflussen. Zudem gibt es mobile Geräte, bei denen die Abluft über einen Schlauch nach Außen transportiert wird, den man durch einen Spalt des Fensters oder einer Tür anhängt. Es ist aber nicht sinnvoll, bei ständig geöffnetem Fenster mit hohem (Strom-)Aufwand zu kühlen, wenn von außen stetig aufgeheizte Luft nachströmt.
Mit Bauen gegen die Hitze - hitzetaugliche Gebäude
Ein hitzetaugliches Gebäude ist eine Grundvoraussetzung gegen die sommerliche Überhitzung und eine notwenige Anpassung an den Klimawandel. Bei einem Neubau oder einer Sanierung eines Gebäudes wie z. B. eines Wohnhauses, gibt es eine Vielzahl von Maßnahmen gegen die sommerliche Überwärmung. Hitzeschutz beginnt bereits in der Planungsphase. Mit der Planung von der Gebäudeorientierung, geeigneter Wärmedämmung und Materialien, ausreichend Speichermasse durch Bauteile, Fensterdimensionierung, Glasqualität der Fenster und anderen Glasflächen, Anordnung der Räume, mit einem ausgeklügelten Sonnenschutz und durchdachte Begrünungskonzepte. Beispielsweise trägt ein hoher Glasanteil bzw. Glasfronten stark zur sommerlichen Überwärmung bei. Die Fenster sollten so geplant werden, dass sie ausreichend Tageslicht bieten ohne im Sommer zu einer Überhitzung beizutragen. Damit kann auch die Anzahl der Klimaanlagen reduziert werden. Als Alternativen zu Klimaanlagen gewinnen energiesparende Kühlsysteme wie z. B. „GeoCooling“ und „Free-Cooling“ immer mehr an Bedeutung. Auch die richtige Fassaden- oder Dachfarbe kann gegen Hitze helfen. Am besten geeignet ist die Farbe Weiß. Sommerliche Überwärmung ist keine Ausnahme mehr. Statt auf Klimaanlagen zu setzen, sollten bei Neubauten und Sanierungen ein klimafreundlicher und nachhaltiger Hitzeschutz sowie die Raumkühlung als wesentliche Komponente eines Bauwerkes betrachtet und implementiert werden. Denn diese Maßnahmen leisten nicht nur einen positiven Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch für den Schutz der Gesundheit.
Mehr Informationen:
- Cooles Wien - Maßnahmen gegen Hitzeinseln
- MA 22 – Umweltschutz
- Wiener Umweltanwaltschaft: Begrünte Fassaden und Dächer
- Verband für Bauwerksbegrünung Österreich
- Informationsblatt: Stromsparen - Wiener Umweltanwaltschaft
- Wiener Hitze-Warndienst
- GeoSphere-Hitzewarnsystem
Quellen:
- Trebersburg, M., Österreicher, D., Iñigo, V. C. (2017): Hitze! Vermeiden. Vermeidung sommerlicher Überwärmung im Wohnbau im Auftrag der Magistratsabteilung 20- Energieplanung
- Die Umweltberatung (2017): Cool durch den Sommer. Tipps zur Kühlung ohne Klimagerät, Die Wiener Volkshochschulen GmbH
- Die Umweltberatung ( 2014): Pflanzen zur Raumluftverbesserung. Zimmerpflanzen filtern die Schadstoffe, Die Wiener Volkshochschulen GmbH
- Die Umweltberatung (2014): Richtig lüften. Gesundheitliche und energetische Aspekte, Die Wiener Volkshochschulen GmbH
- Marton, V. (2013): Sonnenschutz! Voraus. Verschattungssysteme und Blendschutz richtig eingesetzt, im Auftrag der Magistratsabteilung 20 - Energieplanung
- Programm für umweltgerechte Leistungen - ÖkoKauf Wien (2013): Leitfaden Fassadenbegrünung
- ÖNORM EN ISO 52022-1 (2018): Energieeffizienz von Gebäuden — Wärmetechnische, solare und tageslichtbezogene Eigenschaften von Bauteilen und Bauelementen, Teil 1. Österreichisches Normungsinstitut
- Stadt Wien, Wiener Hitzeratgeber
- Verband für Bauwerksbegrünung (o. J.): Fassadenbegrünung. Grün Statt Grau, Wien
- Verband für Bauwerksbegrünung Österreich
- Wiener Stadtentwicklungs-, Stadtplanungs- und Baugesetzbuch (Bauordnung für Wien) idgF
- Wiener Umweltanwaltschaft (2016): umweltstadt „Stadt im Wandel“
- Wiener Umweltanwaltschaft (2011): umweltstadt „Wien 2030 - Energie, Bauen und Wohnen“
- Wiener Umweltanwaltschaft (2007): umweltstadt „Stadtnatur der Zukunft“
- Wiener Umweltanwaltschaft (2004): umweltstadt „Umwelt & Gesundheit“
- Wiener Umweltanwaltschaft (2003): umweltstadt „Klimaschutz & Stadtökologie“
© Foto 3 (Vögel baden): Popp/Hackner