Archivmeldung der Rathauskorrespondenz vom 6.6.2005
Utl.: Immer wieder Störfälle in Sellafield, Temelin und Co
Wien (RK). Der jüngste Störfall in der größten Wiederaufbereitungsanlage für abgebrannte radioaktive Brennstäbe in Sellafield an der Nordwestküste Englands zeigt wieder wie risikoreich die Gewinnung von Atomenergie ist. Bei diesem schockierenden Vorfall in Sellafield, sind in den letzten 10 Monaten 83.000 Liter (etwa die Hälfte des Inhalts eines Olympia- Schwimmbeckens) hochradioaktive Flüssigkeit aufgrund eines Lecks ausgetreten. Laut britischen Medienberichten sei der Unfall auf eine Verkettung technischen und menschlichen Versagens zurückzuführen und der schwerste Atomunfall in Großbritannien seit mehr als zehn Jahren. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEO) hat den Unfall auf ihrer siebenstufigen Skala (INES-Skala) zur Bewertung von Zwischenfällen mit Atomkraftwerken auf Stufe 3 eingereiht.
"Über die Auswirkungen auf die Umwelt kann zur Zeit nur spekuliert werden. Mit Sicherheit kann jedoch festgestellt werden, dass sowohl in der Wiederaufbereitungsanlage Sellafield als auch bei allen veralteten Atomkraftwerken, das Risiko durch Verschleißerscheinungen extrem erhöht wird", betont die Wiener Umweltanwältin Dr. Andrea Schnattinger.
Zwtl.: 78. Störfall in Temelin
Ende Mai ereignete sich in Temelin Störfall Nummer 78. Leider haben die Pressemeldungen über Störfalle in Temelin fast schon Gewohnheitscharakter. Auch dieser Zwischenfall ereignete sich aufgrund von Materialermüdung. 3.000 Liter Kühlwasser traten aus, woraufhin der Reaktorblock abgeschaltet werden musste. Bereits im Dezember 2004 ereignete sich ein ähnlicher Zwischenfall in Temelin aufgrund von Materialermüdung - 20.000 Liter Kühlwasser traten aus.
Alle diese Vorfälle zeigen uns eindeutig, dass Verschleißerscheinungen aufgrund von Neutronenversprödung oder sonstiger Umwelteinflüsse das Risiko eines Reaktorunfalls stetig erhöhen. "Daher setzt sich die Umweltanwaltschaft in ihrer Funktion als Atomschutzbeauftragte für Wien gegen die Betriebsverlängerung von veralteten Kernkraftwerken, wie beispielsweise des AKW Paks in Ungarn, ein", informiert Dr. Schnattinger.
Zwtl.: Bewusstseinsbildung im Bereich der Alternativenergien
Die WUA setzt sich auf allen Ebenen für die Forcierung von erneuerbaren Energien ein und startet bereits das dritte Interreg- Projekt in diesem Bereich. Mit diesen Projekten soll speziell in den Regionen Wien und Bratislava eine verstärkte Bewusstseinsbildung zu den Themen "Strahlenschutz und erneuerbare Energien" geschaffen werden. Ein spezielles Anliegen ist uns die Bewusstseinsbildung bei Kindern und Jugendlichen. Daher haben wir im Rahmen des Interreg-Projektes "direct", Projektarbeiten mit drei verschiedenen Schulstufen in der Slowakei und in Österreich durchgeführt. Ebenso wurde eine Homepage in deutscher und slowakischer Sprache - speziell für Kinder von 8 bis 12 Jahren - zum Thema Strahlenschutz erarbeitet ( www.atom4kids.net/ ). "Das durchwegs positive Feed-back der SchülerInnen und die tollen Abschlussarbeiten haben uns gezeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind", freut sich Dr. Schnattinger.