Wien in der Klimakrise

Der Begriff Klimawandel wird heute zumeist durch den Begriff „Klimakrise“ ersetzt, weil ersterer nicht deutlich genug macht, wie gefährlich die immer raschere Erhitzung des Planeten für uns ist. Seit 1880 hat die globale Durchschnittstemperatur der Erde bereits um 1,1 Grad zugenommen. Manche sprechen bereits von 1,2 Grad.

Eine so deutliche Erhöhung der globalen Durchschnittstemperatur in so kurzer Zeit ist nach unserem aktuellen Wissen über die Klimageschichte der Erde historisch einzigartig. Die Bewältigung der Klimakrise wird immer öfter als die größte und wichtigste Herausforderung der Menschheit bezeichnet. Und dies leider zurecht. Denn wenn wir die Emission weiterer Treibhausgase in die Atmosphäre nicht rechtzeitig stoppen, dann steht die Lebensgrundlage von Milliarden von Menschen auf dem Spiel.

Genauere Informationen zu den Ursachen und den globalen Auswirkungen der Klimakrise, sowie der Dringlichkeit, wirksame Klimaschutzmaßnahmen zu setzen, haben wir hier zusammengestellt: https://wua-wien.at/klimaschutz-klimawandelanpassung-und-resilienz

Auswirkungen der Klimakrise auf Wien

Auch in Wien ist die Erwärmung des Klimas bereits deutlich zu spüren. So lag die Jahresdurchschnitts-Temperatur Wiens in den 1960-igern (1960 – 1969) bei 9,4 Grad. In den Jahren 2018 und 2019 lag sie aber bereits bei 12,4 Grad. https://wien1x1.at/site/files/2020/02/wetter_neu_2019_2.png

Der Anstieg der Durchschnittstemperatur führt auch bei gleichbleibenden Niederschlagsmengen, wie wir sie in Wien bisher beobachten, zu einer verstärkten Austrocknung von Böden, weil die Verdunstung höher ist. Zudem ändern sich auch die Niederschlagsmuster. Auf längere Trockenperioden folgen mitunter heftige Starkregenereignisse, wobei die ausgetrockneten Böden den einprasselnden Regen nur wenig aufnehmen können. Als Folge leiden Stadtbäume, der Wienerwald und die Wiener/innen bzw. die regionale Landwirtschaft häufiger unter Trockenstress.

Erholungs- und wertvolle Naturräume trocknen stärker aus und die Artenzusammensetzung verändert sich. Amphibien leiden besonders unter dem Verlust von Feuchtlebensräumen, wie z. B. temporären Lacken und kleinen Tümpeln. Dafür vermehren sich unliebsame Arten verstärkt, wie z. B. das aus Amerika eingeschleppte, hoch allergene Ragweed, krankheitsübertragende Zecken, der Eichenprozessionsspinner, dessen Raupen Gifthaare an die Luft abgeben, oder verschiedene landwirtschaftliche Schädlinge.

Auch vermehrte Schäden an Infrastruktur und baulichen Einrichtungen durch Wetterextreme sind zu erwarten, wie z. B. durch lokale Überflutungen, das Schmelzen von Asphalt oder die hitzebedingte Ausdehnung von Gleisen.

Der deutliche Anstieg von Tagen mit Höchsttemperaturen über 30 und 35 Grad Celsius heizt versiegelte Flächen ganz besonders auf, was auch die nächtliche Abkühlung beeinträchtigt.

So gab es laut ZAMG „in Wien im Zeitraum 1971 bis 2000 durchschnittlich ein bis zwei Tropennächte (in denen der Tiefstwert über 20°C bleibt) pro Jahr, im Zeitraum 1981 bis 2019 waren es durchschnittlich vier Tropennächte pro Jahr. Der Rekord an der Wetterstation Wien Hohe Warte liegt bei 23 Tropennächten im Jahr 2015, an der Wetterstation Wien Innere Stadt bei 41 Tropennächte in den Jahren 2018 und 2019".

Insbesondere ältere und chronisch kranke Menschen sowie Babys und Kleinkinder leiden gesundheitlich unter solchen Bedingungen und es kommt im Rahmen von Hitzewellen auch immer wieder zu einer erhöhten Sterberate. Insbesondere an COPD erkrankte Menschen sind hier gefährdet. https://sciencev1.orf.at/science/news/148162.html

Die Stadt Wien versucht deshalb verstärkt bestehende Hitzeinseln abzukühlen, bei neu geplanten Gebieten die Entstehung von Hitzeinseln zu vermeiden und auf ein angenehmes Mikroklima zu achten. Dazu ist es wichtig ausreichend Pflanzen, besonders Bäume, an den richtigen Stellen zu setzen, Frischluftschneisen von Bebauung freizuhalten, damit die kühle Luft aus dem Wienerwald, der Lobau und von landwirtschaftlichen Flächen mit offenen Böden oder auch der Luftstrom entlang der Donau nachts in die Stadt fließen können. Aber auch mehr Wasserflächen, große Grünflächen und lokale Begrünungsmaßnahmen im bereits bebauten Gebiet sind wichtig. Insbesondere der Schutz und die Erhöhung des Anteils großer schattenspendender Stadtbäume liegt uns am Herzen.

Was die WUA hierzu konkret beiträgt ist unter dem Titel „Klimafitte Stadt“ nachzulesen.

Weitere von der Stadt Wien gesetzte Maßnahmen zur Anpassung an die Auswirkungen der Klimakrise sind unter anderem:

Insgesamt ist Wien – besonders durch die langfristig kontinuierliche und vorausschauende Daseinsvorsorge – in der glücklichen Position, dass die Klimakrise die prinzipiell hohe Lebensqualität unserer Stadt bisher nicht so stark beeinträchtigt, wie es bereits in vielen anderen Städten der Welt der Fall ist. Viele Städte weltweit leiden schon jetzt unter Wasserknappheit, sowie an einer Zunahme von zerstörerischen Stürmen, Waldbränden oder Überschwemmungen.

Die Klimakrise wird in den nächsten Jahrzehnten zu wirtschaftlich bedeutsamen Schäden für die Stadt führen. In einer ersten groben Annäherung wurde 2017 in einer COIN-Studie – speziell für Wien – versucht, zumindest einige der wirtschaftlichen Folgen bis 2050 abzuschätzen. Dort heißt es:
„Die .... grob abschätzbaren Folgekosten für Wien .... liegen für den Zeitraum um das Jahr 2030 bei 375 bis 660 Mio € im jährlichen Durchschnitt ....., sowie zur Jahrhundertmitte bei einer halben bis knapp 1 Mrd €.“

Die Einhaltung der Ziele des auch von Österreich unterzeichneten Pariser Klimaabkommens ist deshalb auch für unsere eigene Zukunft und noch mehr für die unserer Kinder entscheidend.

Wir hoffen, dass immer mehr Bewohner/innen unserer schönen Stadt die historisch außergewöhnliche Situation, in der wir uns als Menschheit befinden, verstehen. Dann können Bevölkerung, Wirtschaft, Medien, Politik und Verwaltung in einem Schulterschluss die Klimakrise nutzen, um co-kreativ urbane Lebensstile zu entwickeln, die mehr im Einklang mit der Natur stehen, als dies heute der Fall ist. Im Rahmen einer ökosozialen Steuerreform könnte zugleich Armut besser bekämpft werden. Entschleunigte Lebensstile böten zudem die Chance auf mehr Miteinander und eine Stärkung von gemeinschaftlichem Denken und Handeln, wenn man dies auch bewusst von Seiten der Stadt unterstützt.

In der Smart City Rahmenstrategie als nachhaltiger Zukunftsvision für unsere Stadt, kann man unter dem Kapitel „Partizipation“ folgendes lesen: „Politik und Verwaltung sind sich bewusst, dass eine Smart City Strategie, soll sie tatsächlich Wirkung erzeugen, nicht verordnet werden kann. Die Smart City Wien ist daher das Ergebnis einer kollektiven Gestaltung, die von der Stadt koordiniert, aber von vielen getragen wird. Sie beruht auf einem gemeinsamen Bewusstsein für die aktuellen Herausforderungen und einem geteilten Bild von der Zukunft, für das es sich lohnt, sich zu engagieren.“

Wir als WUA wünschen uns in diesem Sinne von der Stadtpolitik eine Vielfalt an partizipativen Prozessen, in denen der Weg zu klimaneutralen und sozial gerechten Lebensstilen gemeinsam entwickelt und umgesetzt wird, damit in diesem Prozess keiner zurückgelassen wird.

TPL_WUA_ADDITIONAL_INFORMATION