Weihnachten naht und gerade in einer Zeit der vielen Krisen sehnen wir uns nach schönen Stunden im Kreise unserer Liebsten, um die aktuellen Sorgen ein paar Tage zu vergessen.
Aber auch die Art, wie wir seit Jahrzehnten das Fest der Liebe begehen, ist stark von den Wertehaltungen unserer Konsumgesellschaft geprägt, welche direkt oder indirekt einen erheblichen Teil aktueller und kommender Krisen verursachen oder verschärfen.
Wie aber können wir zu Weihnachten gemeinsam besondere Stunden verleben, ohne zugleich anderen Menschen, Tieren und Pflanzen auf dem Planeten die Lebensgrundlage ein weiteres Stück zu schmälern?
Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Bringen wir doch in punkto Festessen und Geschenke unsere Erwartungshaltungen aus der Vergangenheit mit. Unbewusst bemessen wir vielleicht sogar am finanziellen Wert der gemachten Geschenke den Wert, den wir als nächste Angehörige und Freunde füreinander haben. Und die Botschaft, dass uns jemand weniger wert ist als bisher, wollen wir bestimmt nicht senden.
Zudem freuen nicht jeden ressourcenarme Öko- oder Kulturgeschenke wie eine Urkunde mit ein paar m² gekauftem Regenwald oder eine Theaterkarte.
Vielleicht können wir einfach einen Moment innehalten, an unsere Liebsten denken und uns fragen, was jedem von ihnen individuell so richtig Freude machen würde. Wo haben sie ihre besonderen Interessen, Leidenschaften oder Hobbys, die zugleich wenig Ressourcen in der Ausübung benötigen oder die mit Second Hand oder Refurbed Produkten unterstützt werden können? Und wo bin ich mit dem anderen konkret verbunden und kann diese Verbundenheit sichtbar machen und die Beziehung zum anderen stärken?
Vielleicht ist ein selbst zusammen gestellter Geschenkkorb mit einigen der Lieblingsdelikatessen des anderen eine gute Idee. Eventuell noch mit dem Ausblick auf ein gemeinsames Picknick an einem Lieblingsplatz oder einem gemeinsamen Abendessen. Vielleicht ist ein gemeinsamer Musical-, Museums- oder Kinobesuch ein Bringer, wobei zugleich unsere von der Krise gebeutelten Kulturbetriebe und damit unsere Künstler*innen unterstützt werden können. Vielleicht ist es ein Fotoalbum mit schönen Fotos, eine kleine gemeinsame Städtereise mit dem Nachtzug oder ein Thermenbesuch. Vielleicht ist es in der Krise aber auch etwas, das die eigene Resilienz stärkt, wie ein Beitrag zu einem Vorratspaket für einen längeren Stromausfall, ein Solarzwerg, ein Hochbeet, Gemüsesamen oder ein Beitrag zu einem Öffi- oder Klimaticket, welches kostenlose Mobilität ermöglicht.
In jedem Fall sollte es etwas sein, das die/der andere wirklich gut gebrauchen kann oder ihr/ihm vielleicht sogar in der aktuellen Krise hilft, Ressourcen und Geld zu sparen. Die Geschenke können in Stoffsackerl, Geschirrtücher oder Zeitungspapier eingepackt werden – so wird Verpackungsmüll vermieden. Schöne Geschenksäcke gibt es z. B. bei der MA 48 (beim 48er-Tandler oder auf allen Mistplätzen).
Eines der schönsten Geschenke ist jedoch die gemeinsame Zeit, die man zusammen verbringt. Umso mehr Schritte wir weg von ressourcenintensiven Geschenken setzen, hin zu Geschenken, die unsere Beziehung zueinander aktiv stärken, umso rascher können wir den Wandel von einer Konsumgesellschaft zu einer zukunftsfähigen, krisenfesten Gesellschaft schaffen.