Es gibt gute Gründe, auf elektrische Weihnachtsbeleuchtung im Freien zu verzichten, aber diese auch im Innenraum zu reduzieren und dagegen auf stimmungsvolles Kerzenlicht (z. B. Kerzen aus Rapswachs oder “Biomassekerzen”) zu setzen. Die Energiekrise mit steigenden Strompreisen bietet ohnehin keine guten Voraussetzungen für extravagante Beleuchtung.
Vermeidbarer Energie- und Ressourcenverbrauch
Weihnachtsbeleuchtung verbraucht Strom, zusätzlich zum im Winter ohnehin gesteigerten Bedarf (z. B. durch elektrische Heizgeräte, Wärmepumpen), in einem Zeitraum (Abend-/Nachtstunden), in welchem dieser noch vermehrt importiert werden muss (oft aus Atom- und Kohlekraftwerken), da weniger Strom aus erneuerbaren Quellen nachgeliefert wird. Wer nicht darauf verzichten möchte, sollte ausschließlich energiesparende, mit Ökostrom betriebene LED-Leuchtmittel verwenden. Die sparsame LED-Technologie verleitet uns allerdings dazu, in immer größerem Ausmaß zu beleuchten. Unser Beleuchtungsrausch erhöht den Ausstoß von Treibhausgasen, die wiederum unser Klima anheizen und damit “weiße Weihnachten” immer unmöglicher machen. Heutzutage werden “Solar-LED Lichterketten” angeboten, die mit PV-Modulen betrieben werden und allein durch Sonnenenergie leuchten, jedoch ist hierbei die energieaufwändige Herstellung zu berücksichtigen. Wirklich umweltfreundlich ist nur der Nicht-Kauf und damit die Vermeidung von künftigem Elektroschrott und nicht notwendigem Licht, das die Natur belastet.
Weihnachtsbeleuchtung schadet auch der Natur
Der Winter ist die Zeit der geringen Tageslänge, der Ruhe und des Energiesparens im Tier-und Pflanzenreich. Ein natürlicher Hell-Dunkel-Rhythmus ist essentiell und beeinflusst Schlaf-Wach-Zyklen sowie jahreszeitliche Rhythmen. Kunstlicht gaukelt eine längere Tagesdauer vor. Die Entwicklungsschritte vieler Organismen (z. B. vieler Pflanzenarten) oder das Herunterfahren des Stoffwechsels sind an Tageslänge bzw. an deren Änderung gekoppelt. Das Einleiten von Ruhephasen in der Entwicklung von Insekten (z. B. Überwinterung im Puppenstadium bei Schmetterlingen) wird durch Kunstlicht unterdrückt, wodurch ihre Überlebenschancen sinken. Im Winter beleuchtete Bäume werfen verspätet ihr Laub ab, Blätter und Knospen treiben früher, ihr Energieverbrauch bleibt hoch und sie riskieren Frostschäden. Kunstlicht beeinflusst bei vielen Tierarten das Hormonsystem, die Jungtieraufzucht, das Paarungs- und Wanderverhalten. Singvögel beginnen früher im Jahr zu singen und (starten) verfrüht mit der Eiablage, was in der noch kalten Jahreszeit mit geringeren Überlebenschancen für die Küken mangels Futterinsekten einhergehen kann. Nächtliche Beleuchtung stört den lebenswichtigen Schlaf tagaktiver Tiere, welche im Winter auf Sparflamme leben. Kunstlicht hemmt die Melatoninproduktion, verursacht verzögertes Einschlafen, häufiges und verfrühtes Erwachen sowie kürzere Schlafdauer. All das bedeutet unnötigen Energieverbrauch, während blinkende Beleuchtung Stress erzeugt. Weihnachtsbeleuchtung kann auch die Winterruhe und den Winterschlaf von Tieren stören. Jedes Erwachen durch Störungen führt zu unnötigem Energieverbrauch, der tödlich enden kann.
Geringer Blaulichtanteil und Abschaltung ab 22 Uhr
Wichtig ist, jegliche Weihnachtsbeleuchtung nach 22 Uhr abzuschalten (z. B. mit einer Zeitschaltuhr). Der Betrieb von Weihnachtsbeleuchtung sollte nur auf die Adventszeit bis Neujahr beschränkt werden. Behaglicher und weniger störend sind LED-Leuchtmittel mit goldener, gelber, oranger Lichtfarbe (unter 2700 Kelvin) und geringem Blauanteil. Blaues Licht wird in der Atmosphäre stärker gestreut, was die Bildung von Lichtglocken über den Städten fördert und den besinnlichen Blick auf den Sternenhimmel unmöglich macht. Blaustichiges Licht wirkt besonders schlafstörend und ist auch für uns Menschen gesundheitsbedenklich. Mit dem gänzlichen Verzicht auf künstliche Weihnachtsbeleuchtung können wir unser Umweltbewusstsein am besten zum Ausdruck bringen.
Quellen:
- Die Paten der Nacht (2022)
- Die Umweltberatung (2022)
- Stobl, G., Der Standard (2021): Winter zeigt bei erneuerbaren Energien die Grenzen auf
- Raab et al. (2017). Disruptive effects of light pollution on sleep in free-living birds: Season and/or light intensity-dependent?
- Bennie et al. (2016). Light pollution is associated with earlier tree budburst across the United Kingdom
- Silva et al. (2015). Light pollution alters the phenology of dawn and dusk singing in common European songbirds
- Briggs (2006). Physiology of plant responses to artificial lighting. Ecological consequences of artificial night lighting (eds , Rich C& Longcore T), pp. 281–304. Washington, DC: Island Press.
- Matzke (1936). The effect of street lights in delaying leaf-fall in certain trees.
- Singhal et al. (2019). Eco-physiological Responses of Artificial Night Light Pollution in Plants
- Tiroler Umweltanwaltschaft (2021). Kunstlicht in der Nacht
- Stone et al. (2015). Impacts of artificial lighting on bats: a review of challenges and solutions
- Kempenaers et al. (2010). Singvögel: Mehr Seitensprünge bei Kunstlicht
- Lappe et al. (2019). The inner clock—Blue light sets the human rhythm
- Bennie et al. (2013). The ecological impacts of nighttime light pollution: a mechanistic appraisal
- Hansa et al. (2021). Weihnachtsbeleuchtung in der Nacht stresst Tiere
- Naturpark Bayerischer Wald - Biologische Konsequenzen von Lichtverschmutzung
© Fotos: Ramona Cech, Ursula Jaros