Weihnachten ist ein kulinarischer Höhepunkt des Jahres, der leider oft mit ressourcenintensiven Gerichten und Lebensmittelverschwendung einhergeht. Doch das Festmahl kann auch umweltfreundlich gelingen: Die größten, positiven Effekte für unser Klima können durch die Wahl eines pflanzlichen Festmahls, die bewusste Vermeidung von Lebensmittelabfällen und den Kauf saisonaler (Bio-)Produkte aus der Region erzielt werden. Das Greifen zu Pfand-Mehrwegverpackungen und der Verzicht auf Verpackung bei haltbaren Produkten (z. B. Trockenware bei mottensicherer Lagerung) bringt weitere Umweltvorteile.
Weniger i(s)st mehr - Lebensmittelabfälle reduzieren
In Industrieländern verschwenden Endkonsument*innen jährlich pro Kopf ca. 100 Kilogramm Lebensmittel. Gerade in der Weihnachtszeit verursacht unser Essverhalten viele Treibhausgasemissionen (26 Kilogramm CO2-äquivalente Emissionen/Person an drei Festtagen). Durch eine Reduktion von Lebensmittelverschwendung lässt sich der Verbrauch von Land, Ressourcen, Energie- und Treibhausgasemissionen reduzieren (um bis zu sieben Kilogramm).
Nachfolgend einige Tipps:
- Einkäufe anhand der zu kochenden Gerichte planen und nur kaufen, was auch tatsächlich verbraucht werden kann.
- Auch nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums sind viele Lebensmittel noch genießbar, hier gilt: schauen, riechen, probieren! Lebensmittel richtig lagern und gegebenenfalls haltbar machen (einfrieren, trocknen, einkochen,..).
- Besonders preiswert: Lebensmittel retten (über Initiativen wie Foodsharing, To Good to Go, Robin Foods etc.) und verteilen
Gesund, lecker und umweltfreundlich - pflanzliche Lebensmittel
Pflanzliche Lebensmittel erweisen sich gegenüber tierischen als wesentlich klimaschonender (CO2-äquivalente Emissionen/Kilogramm: Rind: 26,1, Käse: 8,9, Schwein: 5,6, Fisch: 4,4, Huhn: 4,1, Ei: 3,4, Linsen: 1,0, Sojabohne: 0,6, Apfel: 0,3, Kartoffeln: 0,2). Vegetarische Festtage sparen cirka drei Kilogramm Treibhausgasemissionen pro Person ein, während rein pflanzliche Mahlzeiten noch klimaschonender sind (durchschnittliche Treibhausgaseinsparung: 65 % gegenüber Fleisch- und 10 % gegenüber vegetarischen Gerichten). Zudem verbrauchen tierische Lebensmittel wesentlich mehr Land (Futtermittelproduktion), mit besonders negativem Einfluss auf die Artenvielfalt, wenn das Tierfutter aus Biodiversitäts-Hotspots wie tropischen Regenwäldern stammt.
Am sogenannten “Biodiversitäts-Fußabdruck” der Wiener*innen (quantifiziert negative Auswirkungen unseres Lebensstils auf die Biodiversität) macht im Bereich der Ernährung der Konsum von Schwein, Rind und Milchprodukten den Löwenanteil aus. Bei Wiederkäuern wie Schafen, Ziegen und Rindern sind besonders große Mengen pflanzlicher Kalorien nötig, um daraus eine tierische Kalorie zu erzeugen. Zudem stoßen Wiederkäuer große Mengen des Treibhausgases Methan aus. Wie wäre es dieses Weihnachten im Sinne der Umwelt, des Tierwohls und der eigenen Gesundheit z.- B. mit einem köstlichen, proteinhaltigen Linsenbraten mit saisonalem Ofengemüse oder Bratkartoffeln? Getrocknete Hülsenfrüchte wie Linsen aus österreichischem Anbau sind preiswert, ohne Kühlbedarf gut lagerbar und können auch in verpackungsfreien Läden erworben werden.
Bio, saisonal aus der Region und in Mehrweg-Verpackung
Bioprodukte sind nachhaltiger, da auf Pestizide und energieintensive Kunstdünger, die sich negativ auf die Biodiversität auswirken, verzichtet wird. Stattdessen werden z. B. zeitlich, zwischen den Kulturpflanzen, Hülsenfrüchte angebaut, die den Boden mit Stickstoff anreichern und auch den Schädlingsdruck reduzieren.
Bei Lebensmittelverpackungen (cirka 3,5 % der Herstellungsemissionen) sind Pfand-Mehrweg-Verpackungen mit kurzen Transportwegen am klimafreundlichsten, während Dosen und Einwegglas die Schlusslichter sind. Doch Verpackung kann bei leicht verderblichen Produkten Lebensmittelabfälle vermeiden (z. B. bei Gurken: Abfallreduktion im Handel um ca. 50 %, was viermal mehr Emissionen einspart, als der Verpackungsverzicht). Bei haltbarer, mottensicher gelagerter Trockenware ist ein Verpackungsverzicht empfehlenswert. Flugware ist zu vermeiden, während bei Schiffs- oder LKW-Transport die Treibhausgasemissionen pro Tonne Lebensmittel geringer ausfallen. Regionale Ware aus beheizten Gewächshäusern oder energieintensiver Lagerung (z. B. Kühlung) kann mehr Treibhausgasemissionen verursachen als Feldware, die mit Zug, Schiff oder LKW importiert wurde (z. B. Gewächshaus-Tomate 2,9 Kilogramm CO2-äq Emissionen/Kilogramm vs Freilandtomaten aus Südeuropa 0,4 Kilogramm CO2-äquivalente Emissionen/Kilogramm). Regionalität ist daher nur in Kombination mit Saisonalität ein Garant für Klimafreundlichkeit.
Weiterführende Informationen:
- Biodiversitäts-Fußabdruck
- Ökologische Fußabdrücke von Lebensmitteln und Gerichten (wie Fleisch-, Milch- und pflanzlichen Ersatzprodukten) in Deutschland (Reinhardt et al. (2020)
Quellen:
- Clune, S., Crossin, E., Verghese, K. (2017) Systematic review of greenhouse gas emissions for different fresh food categories. Journal of Cleaner Production 140, 766–783.
- Semenchuk et al. (2022)
- Kolbe et al. (2020). Mitigating climate change through diet choice: Costs and CO2-emissions of different cookery book-based dietary options in Germany
- Gustavsson et al. (2019). GLOBAL FOOD LOSSES AND WASTE EXTENT, CAUSES AND PREVENTION.
- Francesca (2021). Warum landen so viele Lebensmittel im Müll? Ursachen von und Gründe für Lebensmittelverschwendung beim Endverbraucher.
- Pool et al. (2011). The nightmare after Christmas [food waste disposal]
- Haq et al. (2007). The Carbon Cost of Christmas
- STOP waste – SAVE food (2020). Lebensmittel Verpackungen Nachhaltigkeit Ein Leitfaden für Verpackungshersteller, Lebensmittelverarbeiter, Handel, Politik & NGOs
- Verbraucherzentrale (2022). Klimaschutz beim Essen und Einkaufen
- Gan et al. (2021). Association between Plant-Based Dietary Patterns and Risk of Cardiovascular Disease: A Systematic Review and Meta-Analysis of Prospective Cohort Studies
- Konieczny et al. (2013). USING CARBON FOOTPRINT TO EVALUATE ENVIRONMENTAL ISSUES OF FOOD TRANSPORTATION
- Krenn et al. (2020). OFT LÄNGER GUT (ODER OLG! IST DAS NOCH GUT?!)
- Beketov et al. (2013). Pesticides reduce regional biodiversity of stream invertebrates.
© Fotos: Marion Jaros, Ramona Cech