Unter Littering, wird das Verstreuen von Abfällen, Vermüllen, achtlose Wegwerfen bzw. Liegenlassen von Abfällen (Verpackungen, Zigarettenstummeln, Getränkedosen, Kaugummi, Kunststoff- und Glasflaschen sowie Zeitungen) verstanden. Die dafür bereitstehenden, kostenlosen Entsorgungsmöglichkeiten, z. B. Abfallbehälter im Park- oder Wohnanlagen, bleiben immer öfter unbenützt. Littering betrifft nicht nur öffentliche Räume und Infrastruktur wie Straßen, Verkehrsmittel, Wohnanlagen und Parks, sondern auch Naturareale wie Flussufer, Wälder und Wiesen. Es ist ein gesellschaftliches Problem und betrifft uns alle.
Auswirkungen
Das achtlose Wegwerfen von Abfällen verunstaltet öffentliche Bereiche und Naturareale und wirkt sich vielfach nachteilig auf Umwelt, Natur und Menschen aus. Die daraus resultierenden Auswirkungen sind mit ökologischen, sozialen, gesundheitlichen sowie ökonomischen Folgen verknüpft. Beispielsweise benötigen Kunststoffe nicht nur Jahrzehnte bzw. Jahrhunderte bis sie vollständig abgebaut werden, sondern sie tragen auch zur Verschmutzung der Gewässer bei und landen schlussendlich über die Nahrungskette als Mikroplastik auf unseren Tellern. Die ökologischen und humantoxikologischen Folgen der Mikroplastikflut sind weitreichend und nicht absehbar. Littering-Abfälle können kaum in die Stoffkreisläufe zurückgeführt werden, da sie – wenn sie überhaupt entfernt werden – als Restmüll entsorgt werden. Ihre Sammlung und Entsorgung verursacht zusätzlich hohe Kosten, welche für andere Zwecke verwendet werden könnten. Schlussendlich werden diese Kosten auch von der Allgemeinheit getragen.
Die scharfen Kanten von Dosen oder Glasscherben stellen ein enormes Verletzungsrisiko für Menschen (z. B. für spielende Kinder) und Tiere dar. Darüber hinaus führen vermüllte Stadtgebiete zu einer Senkung der Lebensqualität. Sauberkeit ist ein wichtiger Aspekt der Lebensqualität, aber auch eines guten Stadtimages. In einer sauberen Umgebung fühlen sich die Menschen sicherer und wohler. Wenn der Müll erst einmal in einem öffentlichen Bereich liegen bleibt, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit der weiteren Vermüllung dieser Bereiche.
Ursachen der Vermüllung
Die Ursachen sind mannigfaltig und beziehen sich auf das Verhalten von Menschen. Gleichgültigkeit, Konsumgewohnheiten, Bequemlichkeit oder mangelndes Verantwortungsgefühl bzw. persönliche Wertehaltung gegenüber der Natur und den Mitmenschen spielen hier eine große Rolle. Auch die Anonymität in den öffentlichen Bereichen erhöht die Wahrscheinlichkeit des achtlosen „Wegwerfens“. Niemand würde in den eigenen vier Wänden mit Abfällen so umgehen bzw. Abfälle in Wohnräumen einfach liegen lassen!
Littering ist keine Bagatelle!
Dass Vermüllung keine Bagatelle ist, sondern ein ernst zu nehmendes Problem, zeigt der Bericht „Müll in der österreichischen Natur“ von Global 2000. Laut Bericht wurde im Zeitraum zwischen Mai und September 2018 rund eine Tonne bzw. 12.500 Liter an Abfällen im öffentlichen Raum gefunden. Die meisten dieser Abfälle waren aus Plastik aller Art und kurzlebige Konsumgüter. Verpackungsabfälle sind als typische Littering-Abfälle zu sehen, sie werden am häufigsten weggeworfen bzw. im öffentlichen Raum und in den Naturarealen vorgefunden. Darunter nehmen die Getränkeverpackungen grundsätzlich eine zentrale Rolle ein. Laut Bericht betrug der Anteil der gefundenen Verpackungen – Getränkeverpackungen und sonstige Verpackungsmaterialien – volumenbezogen rund 50 %. Hierbei bilden die gefundenen Getränkeverpackungen (z. B. PET-Flaschen und Alu-Dosen) mit rund 20 % (volumenbezogen) einen erheblichen Anteil. Wie kann entgegengesteuert werden? Eine intensive Stärkung und ein Ausbau des Mehrwegsystems sowie die Einführung eines Pfandsystems für Einweggetränkeverpackungen sind notwendige und sinnvolle Maßnahmen, um Littering von Getränkeverpackungen entgegenzuwirken.
Wiener Umweltanwaltschaft räumt auf!
Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der WUA gehen mit gutem Beispiel voran und beteiligen sich regelmäßig sowohl im Rahmen der MA 48-Kampagne "Wien räumt auf“ als auch im privaten Rahmen an Aktionen gegen Littering. In der heurigen Kampagne „Mir kehren zamm“ haben sie in ihrer Freizeit im 19. Bezirk die Ufer des Donaukanals links und rechts des Europastegs sowie Wiesenflächen und Begleitgrün von Wegen in der weiteren Umgebung gesäubert. Wenig überraschend waren die zahlreichen achtlos weggeworfenen Getränkeverpackungen. Umso verwunderlicher war, dass mehrere alte Elektrogeräte gefunden wurden. Insgesamt wurden in etwas mehr als einer Stunde neun Müllsäcke (zu je110 Liter) gesammelt – in einem 200-Meter-Bereich am Donaukanal!
Die WUA appelliert mit dem bewährten Spruch BAU KEINEN MIST sich an 3 Punkte zu halten um unseren Lebensraum frei von Abfällen zu halten:
- Wieder befüllbare Flaschen für Getränke verwenden.
- Ein Sackerl für Abfälle mitführen, eigene einpacken und vielleicht noch ein paar andere störende dazu. Die Natur und Menschen mit Bewusstsein danken es.
- Abfälle nur in den dafür vorgesehenen Abfallbehältern entsorgen
Weiterführende Informationen
Wiener Umweltanwaltschaft: Plastikmüll in der Landschaft - Warum ich beim Spazierengehen Müll sammle
Umweltanwaltschaften Österreichs - Stärkung der Mehrweetränkeverpackungen
Magistratsabteilung 22 - Umweltschutzabteilung
Magistratsabteilung 48 - Mülltrennung
Magistratsabteilung 48 - Entsorgung
Quellen:
- Ableidinger, M. (2004): LITTERING als Ergebnis verhaltensbezogener und techno-sozio-ökonomischer Phänomene. Dissertation, WU Wien
- Almeida, J., Hermann-Friede, J., Ferrer, A., Frischknecht, A. (2018): Zero Littering - Wegweiser für eine müllfreie Umwelt. Bundesamt für Umwelt (BAFU), Schweiz
- Berger, T., Staub, A., Heeb, J. (2008): Handbuch Littering. Eine Praxishilfe zur Entwicklung von Massnahmen gegen Littering. Seecon gmbh, Aarau
- Bertling, J., Bertling, R., Hamann, L. (2018): Kunststoffe in der Umwelt: Mikro- und Makroplastik. Ursachen, Mengen, Umweltschicksale, Wirkungen, Lösungsansätze, Empfehlungen. Kurzfassung der Konsortialstudie, Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik. Umsicht, Oberhausen.
- Hietler, P., Pladerer, C., Kernegger, L. (2018): Müll in Österreichs Natur. Global 2000 Report.
- Hietler, P., Bernhofer, G., Pladerer, C. (2017): Littering in Salzburg – eine Situationsanalyse 2017, im Rahmen der Flurreinigungsaktion „Sauberes Salzburg“, Endbericht. Amt der Salzburger Landesregierung
- Håll Sverige Rent (2007): Litter report 2017. A report on littering in Sweden. Keep Sweden Tidy Foundation
- Iglux Ingenieurgemeinschaft Luxemburg (2008): Anti-Littering Kampagne in der Stadt Düdelingen, Abschulssbericht. Auftraggeber: Ville de Dudelange-Service Ecologique
- Liebmann, B. (2015): Mikroplastik in der Umwelt. Vorkommen, Nachweis und Handlungsbedarf. Im Auftrag von BMLFUW der Sekt. I Klima und Umweltschutz. Umweltbundesamt GmbH
- Loimayr, B. (2010) Littering. Das achtlose Wegwerfen von Müll in die Umwelt. Praktikumbericht. Das Land Steiermark
- Pladerer, C., Vogel, G. (2009): Mehrweg hat Zukunft! Modelle und Modellbausteine zur Steigerung des Einsatzes von Mehrweggetränkeverpackungen in Österreich, basierend auf einer Analyse von internationalen Erfahrungen. Wiener Umweltschutzabteilung-MA22, Wiener Magistratsabteilung 48, Land Salzburg, Amt der Salzburger Landesregierung, Abt.16 Umweltschutz, Wiener Umweltanwaltschaft
- VLAA - The Victorian Litter Action Alliance (2014): Litter Statistics Fact Sheet. Melbourne
- Das Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik UMSICHT. Oberhausen. Mikroplastik: Zersetzung von Kunstoffen
© Fotos: D. Feichter, WUA