Die Produktion von Bekleidung, Schuhen und Textilien ist sehr ressourcenintensiv und belastet die Umwelt stark. Viele Kleidungsstücke landen im Müll, obwohl sie noch intakt oder neu sind oder nur geringe Beschädigungen aufweisen. Aufgrund des ständigen Angebots und schnellen Trendwechsels, der Massenproduktion, oft minderwertigen Materialien, intensiver Werbung und günstigen Preisen werden die Kleider schnell ersetz und sehr oft zu Wegwerfprodukten. Entsorgte Bekleidung und andere Textilien wirken sich auf die Umwelt, Wirtschaft und auch uns Menschen sehr negativ aus. Von der Rohstoffgewinnung, Produktion, dem Transport und Vertrieb bis zu den Endkonsument*innen weist der Kleidungslebenszyklus einen hohen negativen ökologischen Fußabdruck auf. 

Die Schattenseiten und gravierenden Auswirkungen der Textilindustrie

kleidung handel kleinDer Modesektor bewirkt gravierende Umweltauswirkungen. Die Produktion von Baumwolle und anderen Fasern benötigt viel Fläche, Chemikalien, Pestizide, Dünger und extrem viel Wasser. Seit dem Jahr 2000 hat sich die Anzahl der Kleidungskäufe weltweit verdoppelt - von 50 auf rund 100 Milliarden neu gekaufter Stücke, Tendenz steigend. Im Jahr 2015 wurden weltweit 79 Milliarden Kubikmeter Wasser für die Textil- und Bekleidungsproduktion verbraucht. Alleine für die Herstellung eines T-Shirt werden 2 700 Liter Süßwasser benötigt. Diese Menge reicht, um eine Person zweieinhalb Jahre lang mit Trinkwasser zu versorgen. Beim Textilfärben werden bis zu 150 Liter Wasser pro Kilogramm benötigt. Trauriges Beispiel für den enormen Wasserverbrauch ist der Aralsee: einst der viertgrößte Binnensee der Erde, heute fast nicht mehr existent. Beim Färben und Behandeln von Kleidung werden zwischen 20 000 und 40 000 verschiedene Chemikalien, wie z. B. Formaldehyd und Farbzusatzstoffe, eingesetzt, viele davon gesundheitsschädlich, weil z. B. krebserregend oder erbgutverändernd.

Synthetische Materialien sind die am meisten verwendeten Materialien für Bekleidung und bringen zahlreiche negative Umweltauswirkungen mit sich, insbesondere für die Gewässer. Durch das Waschen dieser Materialien setzt sich Mikroplastik frei und gelangt ins Wasser und in weiterer Folge ins Meer. Mit einer einzigen Waschladung von synthetischer Bekleidung können 700 000 Mikrokunststoffasern freigesetzt werden. Das Waschen synthetischer Kleidung verursacht 35 Prozent aller in die Umwelt freigesetzten primären Mikrokunststoffe. Über die Nahrungskette gelangt das freigesetzte Mikroplastik in unseren Körper. Oft ist den Konsument*innen nicht klar, dass sich hinter synthetischen Materialien, wie z. B. Polyester, Acryl, Polyamid oder Nylon, eine Form von Plastik verbirgt. Synthetische Fasern werden auf Basis des Erdöls hergestellt und sind nicht biologisch abbaubar. Die Textilindustrie verursacht jährlich 1,2 Milliarden Tonnen CO2 - mehr als internationale Flüge und Kreuzfahrten zusammen. In der Europäischen Union wurden im Jahr 2017 ca. 654 kg CO2-Emissionen pro Kopf durch den Kauf von Textilien verursacht.

Die Modeindustrie und das Kaufverhalten produzieren immer mehr Abfälle. Die Mode von heute ist der Abfall von morgen. In der EU werden jährlich etwa 26 kg Textilien pro Kopf gekauft und 11 kg entsorgt. Das Aufkommen an Textilabfällen in Österreich beträgt etwa 221.800 Tonnen pro Jahr, davon werden nur 17 % wiederverwendet und recycelt und der überwiegende Teil wird verbrannt. Zu diesen Textilabfällen zählen Altkleider, Altschuhe, Haus- und Heimtextilien und im weiteren Sinne auch technische oder industrielle Textilien. Weltweit werden weniger als ein Prozent (!) aller Textilien zu neuen Textilien recycelt, etwa knappe 20 Prozent werden gesammelt und 80 (!) Prozent verbrannt oder deponiert.

Umweltverschmutzung und soziale Probleme werden sehr oft ausgelagert. Unsere Textilien werden vor allem in Niedriglohländern, etwa in asiatischen Staaten wie Bangladesch, Indien, Sri Lanka, Pakistan und China, produziert. In der dortigen Textilindustrie herrschen vorwiegend unmenschliche Bedingungen, die Arbeiter*innen sind oft giftigen Chemikalien, Lärm und prekären Arbeitsbedingungen ausgesetzt, auch Kinderarbeit ist kein fremdes Wort. Für viele sind die extrem niedrigen Löhne das einzige finanzielle Einkommen der Familie. Davon sind hauptsächlich weibliche Beschäftigte betroffen. Die Fast-Fashion-Industrie hat somit verheerende soziale und ökologische Folgen.

Vorgangsweise gegen Textilabfälle in der Europäischen Union

Im Jahr 2018 wurde das EU- Kreislaufwirtschaftspaket von der EU verabschiedet, dass es zum Ziel hat, eine europaweite Kreislaufwirtschaft stärker zu forcieren. Der Wert von Produkten, Stoffen und Ressourcen innerhalb der Wirtschaft sollte so lange wie möglich erhalten und möglichst wenig Abfall erzeugt werden. Durch das Kreislaufwirtschaftspaket kam es zu Anpassungen in der EU-Abfallrahmenrichtlinie. Die geänderte EU Abfallrahmenrichtlinie sieht vor, dass in allen EU-Mitgliedstaaten die Textilabfälle ab dem Jahr 2025 verpflichtend getrennt gesammelt werden. Die Wiederverwendung von Produkten und die Schaffung von Systemen zur Förderung von Aktivitäten zur Reparatur und der Wiederverwendung, insbesondere von Textilien, Möbeln, Elektro- und Elektronikgeräten sowie Verpackungs- und Baumaterialien, sollte in den Mitgliedstaaten forciert und unterstützt werden. Außerdem prüft die Europäische Kommission bis zum Jahr 2024 die Festlegung von Zielvorgaben zur Textilwiederverwendung und Textil-Recycling. Im Rahmen des European Green Deals wurde im Jahr 2020 ein neuer Aktionsplan für die Kreislaufwirtschaft präsentiert, in dem Textilien als zentrale Produktwertschöpfungskette angeführt werden. Grundlegender Baustein der EU-Textilstrategie ist, dass die Textilien langlebiger, recycelbarer, schadstofffrei, wiederverwendbarer und energieeffizienter werden. Es ist sicherzustellen, dass Textilprodukte für die Kreislaufwirtschaft geeignet sind.

Gegen die Wegwerfkultur

Die Textilindustrie und das Kauverhalten müssen sich ändern. Eine nachhaltige Mode bzw. Textilherstellung ist nicht möglich, ohne die Grundprinzipien der Kreislaufwirtschaft und der Nachhaltigkeit zu berücksichtigen. Es sollte kritisch textilien recycling klein hinterfragt werden, wie die Textilien weltweit designt, hergestellt, transportiert, genutzt und letztendlich entsorgt werden. Die Langlebigkeit, gutes und zeitloses aber auch recyclingfähiges Design, Reparierbarkeit, eine Möglichkeit zur Pflege und hohe Qualität der Materialien sind hier ausschlaggebend. Es sollte nicht egal sein, dass in anderen Weltteilen für die Mode und durch den Textilsektor die Umwelt sowie natürliche Ressourcen zerstört und soziale Standards nicht eingehalten werden. Die Kleidung der Zukunft muss nachhaltig, ethisch und umweltfreundlich sein. Hier muss auch die Politik verpflichtet werden – in der Textilproduktion sind gesetzlich verpflichtende Sozial- und Umweltstandards zu etablieren. Dabei ist die gesamte Wertschöpfungskette zu berücksichtigen. Aufklärende Informationen und Alternativen wie Second-Hand-Kleidung bieten den Konsument*innen einen anderen Blick auf die Thematik und fördern die Bewusstseinsbildung für das Thema. Es ist höchste Zeit unsere Erde, die Ressourcen, Menschen, Tiere und unsere Lebensgrundlagen wieder wertzuschätzen, zu respektieren und die Wegwerfkultur endgültig hinter uns zu lassen!

Exkurs: Sammelsysteme Alttextilien

aktionsplan kreislaufwirtschaft3 kleinNicht mehr getragene und nicht benötigte Alttextilien (Altkleider, -schuhe und Haustextilien bzw. andere Textilien) werden auch in Sammelsystemen (z. B. Altkleidercontainern, Sammelstellen) von diversen Betreibern gesammelt. Dabei handelt es sich um gemeinnützige oder karitative Organisationen, gewerbliche Unternehmen und die kommunale Sammlung. Diese unterscheiden sich oft in der Behandlung der Kleiderspenden und der daraus erzielten Erlöse. Nicht immer kommen die Altkleiderspender bzw. deren Erlöse bedürftigen Menschen zugute. Beim Großteil der privatwirtschaftlichen Sammler wird die gesamte Sammelware unsortiert bzw. nur grob sortiert ins Ausland verkauft. Seriöse karitative Organisationen bzw. gemeinnützige Vereine unterstützen durch die erzielten Erlöse karitative Projekte, soziale Einrichtungen und Menschen in Not oder spenden die Kleidung direkt an bedürftige Menschen. Damit leisten sie auch einen Beitrag zur Armutsprävention. Wenn die gesammelte Altbekleidung aufgrund der Marktsättigung nicht mehr in Österreich verkäuflich ist, wird sie auch ins Ausland an seriöse Händler verkauft. Weiters agieren die Second-Hand Läden dieser Organisationen als sozialökonomische Betriebe. Seriöse Sammlung, Verwertung, Weitergabe und Verkauf betreiben die Volkshilfe und die Caritas. Die Magistratsabteilung 48 sammelt Altkleidung in der „48er-Tandler-Box“ auf jedem Mistplatz, gibt sie direkt an karitative Einrichtungen weiter, oder verkauft sie im „48er-Tandler“ im 5. Wiener Gemeindebezirk. Durch den Verkauf werden soziale Projekte unterstützt.

Bei Kleiderspenden sollten die Kontaktdaten an Altkleidercontainern genau gelesen werden, um festzustellen wer der Betreiber ist. Bei Containern mit unvollständigen oder gar keinen Kontaktdaten handelt es sich meistens um gewerbliche Sammlungen mit scheinbar wohltätigen Organisationen und Projekten sowie intransparenten Daten.

Was können wir als Konsument*innen tun?

Wichtig ist, das eigene Kaufverhalten zu hinterfragen und einen „Kaufdetox“ zu starten. Wir benötigen nicht ständig neue Bekleidung. Die Werbung signalisiert uns andauernd, dass unsere Bekleidung out und nicht modern ist. „In“ und modern zu sein bedeutet aber nicht, ständig neue Kleidung zu kaufen.

  • Bekleidung und Schuhe länger tragen – dies entlastet und schont die Umwelt und die Geldbörse.
  • Auf die Qualität anstatt auf Quantität achten. Langlebigkeit von Produkten ist ein sehr wichtiges Kriterium beim Kleiderkauf. Dabei ist auch wichtig, dass die Bekleidung gut zu pflegen ist.
  • „Fair Fashion“ statt „Fast Fashion“. Nachhaltige, fair hergestellte und ökologische Bekleidung wählen. Ausbeutung und Kinderarbeit sind nicht zu unterstützen! Seriöse Gütesiegel helfen beim Kleidungskauf (laut Greenpeace z. B. Fairtrade, IVN).
  • Selber reparieren macht Spaß! Kleine Risse, Löcher sowie fehlende Knöpfe selbst reparieren und einnähen. Für das Nähen gibt es im Internet allerhand Informationen und Videos. Auch von Schneider*innen kann Bekleidung professionell repariert werden.
  • Second-Hand Laden - vor allem sozialökonomische Betriebe, Tauschbörsen, Online-Plattformen, Flohmärkte als Trendsetter: gebrauchte Bekleidung ist modern, bequem und funktionell.
  • Textil-Upcycling: alte Stoffe bzw. Stoffreste durch Upcycling weiter verwerten. Aus Stoffresten und gebrauchten Geschirr- und Betttüchern können etwa Putzlappen, Schürzen, kleine Sofakissen, Stofftiere, Kräuterkissen, Tischdecken oder Beutel hergestellt werden. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt! Das tut nicht nur der Umwelt gut, sondern macht auch Freude über etwas Selbstgemachtes.
  • Kleidung spenden – eine Spende mit gut erhaltener Kleidung an seriöse Hilfsorganisationen und soziale Einrichtungen schont die Umwelt und hilft bedürftigen Menschen. Es spricht auch nichts dagegen, Bekannte, Nachbar*innen, die Familie oder Arbeitskolleg*innen zu fragen, ob diese Kleidung benötigen. Insbesondere Kinderbekleidung ist oft gefragt. Seriöse Kleidersammlung betreiben jedenfalls die MA 48 mit ihren Tandlerboxen auf den Mistplätzen, die Caritas und die Volkshilfe.
  • Die richtige Pflege verlängert die Lebensdauer von Bekleidung: auf Pflegehinweise achten, Waschen mit möglichst geringer Temperatur, einen Wäschesack (am besten selbstgemacht) für empfindliche Kleidung verwenden, Kleidung nach innen wenden, Waschmittel sparsam dosieren und auf Weichspüler verzichten.

Weitere Informationen

Quellen

© Foto Bekleidungsgeschäft: Warko, CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0), via Wikimedia Commons; alle anderen Fotos: Dula Feichter

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