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Kritikpunkte und Position der Wiener Umweltanwaltschaft

Kritikpunkte

Für die Blöcke des KKW Dukovany existiert das Modernisierungsprogramm MORAVA, welches die Sicherheit der Anlage auch gegen schwere Störfälle erhöhen soll. Problematischerweise ist der Zeitplan für die Umsetzung aus Kostengründen sehr zögerlich. Er ist bis 2010 angesetzt. Andere WWER-440/213 Anlagen, wie etwa in Mochovce, Bohunice oder Paks werden deutlich schneller nachgerüstet, beziehungsweise sind die Maßnahmen dort bereits umgesetzt.

Ein weiterer Kritikpunkt bezieht sich bauartbedingt auf die ohne Containment ausgeführten WWER-440/213 Blöcke. Bei einem schweren Unfall mit Freisetzungen von radioaktiven Stoffen des Primärkreises in die Anlage ist der hermetische Bereich zu schwach dimensioniert. Ein Austreten von Radioaktivität in die Umgebung kann nicht hinreichend verhindert werden. Die Nachrüstung der Anlagen durch Überbauung mit einem VollContainment ist aus wirtschaftlicher Sicht wahrscheinlich nicht lohnend. Bei einer geplanten Verlängerung der Betriebszeit der Blöcke bis etwa zum Jahr 2025 herrschen für ein solches Projekt allerdings günstigere ökonomische Rahmenbedingungen. Es steht zu befürchten, dass damit ausschliesslich eine Verlängerung der Betriebszeit erreicht werden soll.

Durch die Aufstellung der Blöcke in zwei Zwillingsanlagen mit gemeinsamem Zentralsaal für je zwei Reaktoren und der Zusammenlegung zahlreicher Sicherheits- und Serviceeinrichtungen konnte der Investitionsaufwand in der Bauphase gesenkt werden. Dies hat aber auch sicherheitstechnische Nachteile. Im Falle eines Erdbebens könnten mehrere Blöcke gleichzeitig in Mitleidenschaft gezogen werden. Es würden dann Energie- und Notkühlsysteme von mehreren Blöcken gleichzeitig benötigt werden. Diese verfügen jedoch über zu geringe Kapazitäten. Aufgrund technischer Analysen lässt sich eindeutig feststellen, dass der Standort Dukovany ein höheres Sicherheitsrisiko darstellt als etwa das KKW Temelin. Alle Blöcke sind ohne Containment ausgerüstet. Die Reaktorbaulinie ist älter als die von Temelin. Komponenten wie Pumpen, Dampferzeuger, Ventile und Teile des Primärsystems sind abgenutzt und versprödet. Dies zeigte sich bereits zu Beginn der 90er Jahre in einer Störfallhäufung.

Position der Wiener Umweltanwaltschaft

In den letzten Jahren wurden in das Kraftwerk Dukovany hohe Beträge zur Modernisierung investiert. Die Sicherheit der Anlage erreicht aber nicht den Stand von durchschnittlichen Druckwasserblöcken mit Containment. Gerade durch den nahegelegenen Militärflughafen wäre ein Containment zum Schutz vor Flugzeugabstürzen angebracht. Auch in Hinblick auf das Castorlager ist zwischen dem Standort der Anlage oder des Militärflughafens eine Entscheidung zu treffen. Die Kombination führt zu einem beträchtlichen Anstieg des Risikos für große Freisetzungen von Radioaktivität durch schwere Unfälle.

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