Die besondere geografische Situation Wiens erlaubt eine Vielzahl von Nutzungen und führte so zur Entwicklung einer differenzierten Stadtlandschaft: 

  • Dicht bebautes Stadtgebiet ziesel
  • Einzelhausgebiet
  • Verkehrs- und Industriegebiet
  • Parks und Erholungsgebiete
  • Brachflächen
  • Weinbauzone der Wienerwaldabhänge
  • Feldlandschaft der Donauterrassen
  • Wienerwald
  • Auwald der Lobau

wiener schnirkelschneckeJeder dieser Landschaftstypen muss den Anforderungen von Menschen, Tieren und Pflanzen gerecht werden und beherbergt eine mehr oder weniger eigenständige Artengemeinschaft. Besonders artenreich ist der Übergangsbereich des Wienerwaldes ins Wiener Becken. Die Waldgebiete des Wienerwaldes und der Donauauen stehen der Naturlandschaft am nächsten. Langjährige forstwirtschaftliche Nutzung hat jedoch auch diese Lebensräume verändert. Die landwirtschaftlichen Flurformen sind noch an den durch Weinbau geprägten Abhängen des Wienerwaldes, in den ehemaligen Vororten nördlich der Donau und auf den höheren Donauterrassen zu erkennen.

Wälder, Waldränder, Obstgärten, Hecken, Böschungen und Feldkulturen bieten Lebensmöglichkeiten für Pflanzen und Tiere. Dass jedoch auch die bebauten Gebiete der Stadt eine reiche Lebewelt aufweisen können, ist weniger bekannt. Die extreme Wärme und Trockenheit sind für Tierarten attraktiv, deren ursprüngliche Lebensräume Erdanrisse der Flusstäler oder Felsfluren im Bereich der Baumgrenze sind. Hausrotschwanz, Turmfalke, Dohle und Mauersegler sind typische Beispiele dafür. In den Ritzen von Gebäuden finden Insekten, vor allem Wildbienen, Nistgelegenheiten. Manche Arten erreichen in der Stadt sogar deutlich höhere Siedlungsdichten als in ihrem angestammten Lebensraum. Typisch dafür ist die Amsel, die noch vor hundert Jahren ein recht seltener Waldbewohner war. Einige Arten sind in Mitteleuropa ausschließlich auf Siedlungsgebiete beschränkt. Dies trifft beispielsweise auf die Türkentaube zu, die erst vor fünfzig Jahren aus Kleinasien nach Europa eingewandert ist und heute in keinem Bezirk Wiens fehlt. 

Auffällige Siedlungsfolger unter den Pflanzen sind der Götterbaum und der Sommerflieder. Der Sommerflieder („Budleija“) istsegelfalter auf budleija eine ostasiatische Ziergehölzart, die außergewöhnlich rasch von heimischen Insekten als Futterpflanze angenommen wurde, obwohl keine nahe verwandten Arten in Mitteleuropa vorkommen. Besonders für Schmetterlinge und Bienen sind Sommerfliederbestände wichtige Nahrungspflanzen.Eine Ursache des Artenreichtums der Stadt ist das vielfältige Nahrungsangebot im Gefolge menschlicher Tätigkeiten. Die typischen tierischen Abfallverwerter sind Wanderratte, Fuchs, Star, Lachmöwe und Steinmarder.

Wie setzt sich die Lebewelt Wiens, abgesehen von derartigen Kulturfolgern, zusammen?

Prägend sind die bereits erwähnten naturräumlichen Großeinheiten, die jeweils eigene Lebensgemeinschaften von Pflanzen und Tieren aufweisen. Typische Arten des Alpenraumes, die im Wienerwald bis in das Stadtgebiet hereinreichen, sind Gelbbauchunke und Bergmolch sowie die Buche als bestimmende Gehölzart in der Hügelstufe.

smaragdeidechseFür die offenen Landschaften des kontinentalen, pannonischen Raumes sind wärmeliebende Steppenbewohner wie das Ziesel, das in Perchtoldsdorf eine berühmte handzahme Population bildet, aber auch an einigen Stellen im Süden und Nordosten Wiens lebt, charakteristisch. Eine große Anzahl weniger auffälliger Arten, etwa Feld-Mannstreu, Gottesanbeterin, Steppen-Beißschrecke und Wiener Schnirkelschnecke, bewohnen trockene Freiflächen bis weit in das bebaute Gebiet hinein.

 

Waldränder, Weingärten und Wiesen sowie Villengebiete und Kleingartenanlagen, bilden das Lebensraummosaik der Übergangszone der beiden Großlandschaften in den westlichen Wiener Bezirken. Besonderheiten ihrer vielfältigen Lebewelt sind beispielsweise der attraktiv blühende Diptam, die Mauereidechse und die grün schillernde Smaragdeidechse, die im Donauraum ihre nördlichste Verbreitungsgrenze erreichen.

 

donaukammmolchDer Flussraum der Donau nimmt mit seiner eigenständigen Lebensgemeinschaft eine Sonderstellung ein. Zahlreiche au- und flussbewohnende Arten sind ausschließlich hier anzutreffen. So bewohnt der Donaukammmolch pflanzenreiche Stillgewässer der Donauauen vom Donaudelta bis in den oberösterreichischen Zentralraum. Wichtige Vorkommen innerhalb dieses Verbreitungsgebietes liegen in Wien.

 

© Fotos: Segelfalter auf Budleja, Smaragdeidechse: M. Jaros, WUA; Ziesel, Wiener Schnirkelschnecke: W. Doppler, WUA; Donaukammmolch: J. Riensel, MA 22

 

 

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