Wir lieben unsere Bäume!
Die ökologischen Funktionen von Grün in der Stadt, wie Staubfilterung, Luftbefeuchtung, Kühlung und Beschattung im Sommer werden im Klimawandel immer wichtiger. Bäumer und Sträucher zu erhalten und zu pflanzen ist die bedeutendste Maßnahme um den Wärmeinseleffekt abzumildern und die Stadt damit zu kühlen.

Wer mitten im Sommer einen Platz im Schatten unter einem Blätterdach findet, der weiß sie ebenso zu schätzen, wie jemand, der bei strömenden Regen Schutz sucht: unsere Bäume. Sie sind jeden Tag für uns da, reinigen die Luft, kühlen die Umgebung, spenden Schatten, schützen vor Wind und Regen, arbeiten gegen den Klimawandel, steigern unser Wohlbefinden und bieten vielen Lebewesen einen Lebensraum. Diese Leistungen erscheinen uns selbstverständlich und wir denken im Alltag nicht weiter darüber nach, aber sie sind unbezahlbar. Jeder Baum in Wien trägt zur hohen Lebensqualität in unserer Stadt bei.

480.000 Stadtbäume und 8.000 Hektar Wald
Klimawandel
Der Baum als Lebensraum
Gesundheit und Wohlbefinden
Baumschutz: Rechtliche Grundlage
Herausforderungen
Mehr Raum für den Baum!
Mehr Informationen
Quellen

baum1480.000 Stadtbäume und über 8.000 Hektar Wald

Rund 480.000 Bäume stehen innerstädtisch auf den Straßen, in den Parks und zwischen den Gemeindebauten. Dazu kommen über 8.000 Hektar Wald. Auf jeden Wiener/jede Wienerin kommen mehr als fünf Bäume. Der Bezirk mit dem größten Waldanteil ist Hietzing.

Ein Hektar Wald kann pro Jahr je nach Baumarten und Pflanzungsdichte cirka 50 Tonnen Staub aus der Luft filtern. So kann Wiens Wald alleine schon über 400.000 Tonnen Staub pro Jahr aus der Luft filtern.

Über 3.300 Stadtbäume sind älter als 100 Jahre, fast 40 sind sogar über 200 Jahre alt. Zu ihnen gehört z. B. eine Platane, die am Rennweg 14 vor dem botanischen Institut der Universität Wien steht. Diese Platane hat einen Stammumfang von über sechs Metern und ist rund 280 Jahre alt.

Klimawandel

Unsere Wiener Bäume arbeiten jeden Tag gegen den Klimawandel!

Pflanzen betreiben zur Energiegewinnung Photosynthese und benötigen dafür Kohlenstoffdioxid (CO2), das sich in der Atmosphäre befindet und als Treibhausgas negative Auswirkungen auf das Klima der Erde hat. Vereinfacht gesagt: Bäume verwenden das klimaaktive CO2 um Energie zu gewinnen und zu wachsen. Dabei speichern sie Kohlenstoff langfristig in Biomasse (Holz) und setzen den Sauerstoff (O2) frei, den wir Menschen und viele andere Lebewesen zum Überleben brauchen. Eine hundert Jahre alte Buche erzeugt etwa 4,5 Tonnen Sauerstoff pro Jahr – das ist so viel wie 15 Menschen pro Jahr verbrauchen.

Durch den Klimawandel steigt die Durchschnittstemperatur, die sommerlichen Hitzetage nehmen zu und es kommt zu mehr extremen Wetterereignissen. Auch in Wien machen sich die negativen Folgen bemerkbar. Hitzeperioden setzen der Bevölkerung in Großstädten zu, denn durch die hohe Bebauungsdichte und versiegelte Flächen entstehen „Urban heat islands“, also Bereiche, die sich besonders stark erhitzen. Grünräume, Stadtbäume und Sträucher sowie Dach- und Fassadenbegrünungen können diesen Effekt durch Beschattung und Verdunstung vermindern. Ein großer Baum verdunstet im Sommer bis 1.000 Liter Wasser pro Tag. Er kann den Asphalt unter seiner Krone um bis zu 20 °C und die Umgebungsluft um ca. 2 °C abkühlen.

baumkrone kleinDer Baum als Lebensraum

Vögel, Säugetiere wie z. B. Eichhörnchen und Fledermäuse, Insekten, Moose, Flechten und Pilze haben etwas gemeinsam: Sie brauchen Bäume. Ob als Nahrungslieferant, Schattenspender, Versteck oder Wohnraum – die Nutzung ist vielfältig. Manche Organismen nutzen Bäume indem sie Früchte oder Blätter fressen, Nester bauen, im Stamm oder unter der Rinde wohnen, usw. Andere wie z. B. Igel verstecken sich gerne im Laub oder unter kleinen Ästen. Moose, Flechten und Pilze wachsen auf Bäumen, Kletterpflanzen nutzen sie um näher ans Licht zu kommen.

Die Artenvielfalt, die man an einem Baum finden kann, ist beeindruckend: Ein Baum im tropischen Regenwald kann bis zu 2.000 verschiedene Arten beherbergen. In Mitteleuropa konnten an Eichen insgesamt schon über 1.000 Käferarten nachgewiesen werden.

Bäume im Straßenraum sind Trittsteinbiotope. Sie vergrößern den nutzbaren Raum für Tiere. Durch Alleen wird eine Verbindung und Vernetzung der Grünräume geschaffen.

Gesundheit und Wohlbefinden

Bereits in den 1980er Jahren erschienen wissenschaftliche Studien zur gesundheitlichen Wirkung des Waldes und der Bäume. Die positiven Folgen von städtischen Grünräumen und Wäldern wurden seither vielfach belegt: Straßenbäume in unmittelbarer Nähe des Wohnorts bewirken, dass das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei den Anrainerinnen und Anrainern signifikant sinkt. Kinder, die in der Nähe von Grünräumen aufwachsen, haben im Erwachsenenalter ein deutlich geringeres Risiko unter psychiatrischen Erkrankungen zu leiden. Die Gesundung von Patient/innen mit Blick auf eine Baumgruppe erfolgt besser und schneller als die einer vergleichbaren Patientengruppe mit Blick auf eine Ziegelwand.

Bäume im unmittelbaren Wohnumfeld bieten auch einen Schutz vor Wind und Lärm und stellen eine Barriere zum Verkehrsgeschehen dar. Als Gestaltungselement wirken die Bäume ästhetisch ansprechend.

Neben ihrem vielfach belegten positiven Einfluss auf die Psyche des Menschen motivieren Bäume auch zu mehr Bewegung im Freien und tragen somit zur Fitness, zur Stressreduktion und zu einem gesunden Lebensstil bei.

Baumschutz: Rechtliche Grundlagelaubwald klein

Die Bäume in Wien sind, einschließlich ihres ober- und unterirdischen Lebensraumes, durch das Wiener Baumschutzgesetz geschützt, wenn sie einen Stammumfang von mindestens 40 Zentimeter (gemessen in einem Meter Höhe vom Beginn der Wurzelverzweigung) aufweisen. Ausgenommen sind unter anderem Bäume in Wäldern, Kleingartenanlagen und Obstbäume.

Laut Baumschutzgesetz ist es verboten, Bäume durch chemische, mechanische oder andere Einwirkungen zu beschädigen, im Wuchs zu hemmen oder zum Absterben zu bringen. Eingriffe in den Wurzelraum können die Standsicherheit eines Baumes derart beeinträchtigen, dass dieser plötzlich umstürzt und so zur Gefahr für Menschen und Sachwerte wird. Um hier Abhilfe zu schaffen, hat die WUA die wichtigsten Schutzmaßnahmen für Bäume im Baustellenbereich zusammengestellt (2,2-MB-PDF). Detaillierte Anweisungen finden sich in der ÖNORM L1121, die vielfach auch Bestandteil von Ausschreibungsunterlagen ist.

Fällungen von Bäumen, die vom Wiener Baumschutzgesetz erfasst werden, sind bewilligungspflichtig. Bäume in Wäldern unterliegen dem Forstgesetz. Zum Schutz des Nationalparks Donau-Auen gibt es das Wiener Nationalparkgesetz und der Biosphärenpark Wienerwald wird auch durch das Wiener Biosphärenparkgesetz geschützt.

Einige Bäume bzw. Baumgruppen sind als Naturdenkmäler geschützt. Sie sind besondere Naturgebilde, die wegen ihrer wissenschaftlichen oder kulturellen Bedeutung, ihrer Eigenart oder Seltenheit, ihres besonderen Gepräges, das sie der Landschaft verleihen, oder ihrer besonderen Funktion für den Landschaftshaushalt erhaltungswürdig sind.

Herausforderungen

Bäume im Straßenraum haben es zumeist nicht leicht: der verdichtete Boden, die Einschränkung des Wurzelraums, Salz im Winter und Trockenheit im Sommer setzen ihnen zu.

Zahlreiche Maßnahmen sollen die Lebensumstände der Bäume verbessern, z. B. helfen spezielle Substrate und Bewässerungssäcke bei der Wasserversorgung junger Bäume. Bei Projekten wie der „Schwammstadt“ werden günstige Bedingungen für Bäume in der Stadt getestet und weiterentwickelt. Durch große Versickerungsflächen und einen naturnahen Wasserkreislauf sollen Bäume in der Zukunft kein Problem mit Hitzewellen haben.

Zum Schutz der Grünflächen ist in Wien die Verwendung von natrium- oder halogenidhältigen Auftaumitteln (wie zum Beispiel "Salz") auf Gehsteigen und Gehwegen im Umkreis von zehn Metern rund um "unversiegelte Bodenflächen" – also etwa Wiesen und Baumscheiben – verboten.

Ein weiteres Problem stellt die Baumhaftungspflicht dar. Baum- und Wegehalter haften für herabstürzende Äste und umfallende Bäume. Eine unklare Rechtslage führt mitunter zu ausgedehnten Rückschnitten.

Auch auf Baustellen wird oftmals zu wenig auf den Baumschutz geachtet. Materiallagerung, Bodenverdichtung, Chemikalienaustritt oder Grabungsarbeiten im Wurzelbereich führen häufig zum Absterben oder zur dauerhaften Schädigung des Baumes. Die Folgen sind Strafverfahren wegen einem Verstoß gegen das Wiener Baumschutzgesetz und Schadenersatzforderungen der Eigentümer/in gegenüber dem/der Schädiger/in. Wichtiger noch als die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften ist aber die Unfallvermeidung: Eingriffe in den Wurzelraum können die Standsicherheit eines Baumes derart beeinträchtigen, dass dieser plötzlich umstürzt und so zur Gefahr für Menschen und Sachwerte wird.

Mehr Raum für den Baum!baum1 klein

Wiener Bäume sind bemerkenswerte Lebewesen, die jeden Tag für unser Wohlbefinden sorgen, gegen den Klimawandel arbeiten und ein wertvoller Lebensraum für viele Organismen sind. Ihre Gesundheit, ihre Erhaltung, Neupflanzungen und gegebenenfalls Ersatzpflanzungen sind im innerstädtischen Raum besonders wichtig. Bei der Planung von Projekten sollten Bäume und Grünflächen möglichst früh berücksichtigt werden.

Mehr Informationen:

Schutzmaßnahmen für Bäume in Baustellenbereich, WUA, Mai 2010 - (2,2-MB-PDF)
MA 42 - Wiener Stadtgärten
Wiener Baumschutzgesetz
Umweltanwaltschaften fordern Klarstellung zur Baumhaftung

Quellen:

© Fotos: W. Doppler, WUA

TPL_WUA_ADDITIONAL_INFORMATION