Die Schmetterlingswiese im Donaupark und das Umweltbildungsprojekt "Vanessa"  

Die Schmetterlingswiese im Wiener Donaupark ist ein in gelungenes Beispiel einer ökologisch wertvollen Fläche, die durch Änderung der Pflegemaßnahmen neu geschaffen wurden. 

Die Wiener Umweltanwaltschaft initiierte 2003 in Zusammenarbeit mit der MA 42 - Wiener Stadtgärten, der MA 22 - Umweltschutz  und "die umweltberatung" im Wiener Donaupark, ein Schmetterlingsprojekt mit dem Titel "VANESSA".

admiral kleinVanessa steht für ... 

Vanessa atalanta, dem wissenschaftlichen Namen des Admirals, einem der schönsten Tagfalter in unseren Breiten. Das Projekt hat das Ziel, Kindern über den Botschafter Schmetterling ökologische Zusammenhänge zwischen naturnaher Gartengestaltung und Artenvorkommen zu vermitteln.

Eine Schmetterlingswiese wird geschaffenschmetterlingswiese klein

Auf Initiative der WUA wurde 2003 eine 10.000 m2 große "Kleewiese" im Wiener Donaupark (neben Uno-City und Saturntower) von der MA 42 - Wiener Stadtgärten in eine Schmetterlingswiese umgewandelt. Schmetterlingsgerechtes Saatgut wurde ausgebracht und spezielle Sträucher als Futterpflanzen und Nektarquellen für Falter gepflanzt. Zusätzlich wurde ein ökologisch orientierter Mähplan eingeführt, der vorschreibt immer nur bestimmte Teile der Wiese zu mähen, um den Entwicklungszyklus von Faltern nie auf der gesamten Wiese zu unterbrechen. Auch über den Winter bleiben Teile der Wiese ungemäht und ermöglichen somit seltenen Arten im Ei-, Raupen- und Puppenstadium an den Halmen zu überwintern. Durch blumenreiche Schmetterlingswiesen, die mit ein bis zwei Mahden im Jahr auskommen, wird einer Vielzahl von Käfern, Heuschrecken, Wildbienen und bunten Faltern und Vögeln ein spannender Lebensraum geboten. Sie müssen nur selten gemäht und gar nicht bewässert werden. Ergänzt durch blühende Sträucher, Obstgehölze und kleine Biotope ermöglichen sie mit ihrer Vielfalt an Pflanzen und Tieren spannende Naturerfahrungen für Jung und Alt und bereichern das städtische Angebot zwischen Häuserzeilen und in Parkanlagen um eine weitere, wertvolle Facette. Die MA 22 - Umweltschutz nahm die Wiese in ihr Programm „Netzwerk Natur“ auf. Es wurden zwei Biotope zur Förderung von Amphibien auf der Wiese errichtet und zusätzlich Infotafeln und ein Insektenhotel angefertigt. Zusätzlich wurde eine kleine Zuchtstation für einheimische Falter und eine Freilichtklasse geschaffen.

Große Zunahme der Artenvielfalt in wenigen Jahrenbläuling klein

In den ersten drei Jahren kamen zusätzlich zum ausgebrachten Saatgut viele Pionierpflanzen auf und es gelang uns in nur drei Jahren ein Sprung von ursprünglich acht auf 33 Tagfalterarten. Die räumliche Nähe zum „Grünen Band“ der Donauinsel, wo viele Falter durchwandern, hat sich auch positiv ausgewirkt. Heute flattern auf der Schmetterlingswiese zum Beispiel der Segelfalter, der ebenfalls streng geschützte Schwarze Trauerfalter und einige seltene Bläulingsarten, wie der Große Feuerfalter, der europaweit einen besonderen Schutzstatus genießt. Auch die Individuenanzahl einiger Falter, wie zum Beispiel des Hauhechelbläulings (Polaommatus icarus), des Alexis-Bläulings (Glaucopsyche alexis) sowie des Damenbretts (Melanargia galathea) hat sich vervielfacht. So konnten in den Junitagen 2003 durchschnittlich drei Damenbretter auf der Wiese gesichtet werden – zwei Jahre später waren es durch den ökologischen Mähplan durchschnittlich an die 90 Individuen.

Das Nahrungsangebot hat auch Grünspechte und den seltenen Neuntöter angelockt.

Man kann aber auch zahlreiche Wildbienenarten, Heupferde, Großlibellen, Schlankjungfern, Hasen, Buntspechte und Falken auf unserer Wiese beobachten sowie Libellenlarven, Gelbrandkäfer, Wasserfrösche, Erdkröten, Molche oder Posthornschnecken in den beiden Teichen bewundern. Obwohl es sich nur um einen Hektar in einer klassischen Parkanlage handelt, ist die Biodiversität sehr hoch. 

Exkursionen für Schulklassen und Kindergartengruppenschulklasse klein

Seit 2004 lädt die WUA alljährlich Kindergartengruppen und Volksschulklassen ein, von Mai bis Juni die Artenvielfalt der Wiese unter fachkundiger Begleitung zu erforschen. Mit Ende 2016 waren es bereits 6300 Kinder, die auf der Schmetterlingswiese etwas über die komplexe Lebensweise der Schmetterlinge und anderer Wiesentiere hautnah erfahren konnten.

Zu Beginn spielen wir ein Frage-Antwort-Spiel: Welche Tiere leben auf einer Wiese? Wie und wovon ernähren und wie vermehren sie sich?

So erklären wir den Kindern das Gleichgewicht in der Natur. Wir zeigen auf, dass Schmetterlinge nicht nur hübsch anzusehen sind, sondern eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele andere Tiere wie Vögel und Fledermäuse bilden.

Als einzig wirklich gefährlicher Feind für das Überleben der Schmetterlinge wird im Gespräch dann aber der Mensch identifiziert, weil er als einziger den Lebensraum der Schmetterlinge zerstört. Wir erklären das sehr kindgerecht und geben anschließend einfache Tipps für den Lebensraumerhalt.

raupenhaus kleinDanach schicken wir die Kinder selbst auf Entdeckungsreise ins hohe Gras. Unter Anleitung dürfen die Kinder einige Tiere auch vorsichtig in Gläsern einfangen. Dann bestimmen wir die Tiere gemeinsam und lassen sie wieder frei.

Durch eine projektbegleitende Schmetterlingszucht von Projektleiterin Marion und ihrem Sohn David Jaros in deren Freizeit können im kleinen Raupenhäuschen bis zu zwölf verschiedene Schmetterlingsarten beforscht werden. Die Kinder können so Raupen und frisch geschlüpfte Falter auch auf die Hand nehmen. Gerade Kinder zwischen drei und zehn Jahren sind sehr empfänglich für diese Erfahrungen. Sie haben zwar anfangs eine gewisse Scheu vor vielen Tieren, aber Scheu und Neugier halten sich die Waage. Durch das unmittelbare Erleben der Tiere auf der eigenen Hand schwindet die anfängliche Angst vor dem Unbekannten meist sehr rasch und schlägt in Begeisterung um. Das ist oft ein zutiefst emotionales Erlebnis und ruft echte Glücksmomente bei den Kindern hervor.

Im ersten Jahr hat uns eine Schulklasse bei der Gestaltung der Schmetterlingswiese besonders intensiv begleitet. Zum Projekttagebuch der Schüler/innen der VS Langobardenstraße (3,35-MB-PDF)

Naturschutzinhalte werden kindgerecht vermittelt

Die Kinder sind sehr offen, um spielerisch den Zusammenhang zwischen naturnaher Gartengestaltung und Artenvorkommen aufzunehmen. Das Projekt weckt aber nicht nur Begeisterung, sondern vermittelt auch erfolgreich naturschutzfachliches Wissen an die Kinder. kind schmetterling klein

Das zeigt auch eine aktuelle Bachelorarbeit der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik (Stefanie Jirout, 2016), welche Evaluierungsbögen über das VANESSA-Projekt ausgewertet hat.

80 % der Kinder gaben an, dass ihnen der Besuch auf unserer Wiese sehr gut oder gut gefallen hat und 84 % der Kinder wollten nach dem Besuch auf der Schmetterlingswiese etwas tun für den Schutz von Faltern. Dabei gaben mehr als die Hälfte an, dass man dafür am besten das Gras seltener mähen und Brennnesseln pflanzen sollte. Dies zeigt laut der Studienautorin, dass wichtige Naturschutzinhalte sehr erfolgreich vermittelt werden konnten. Da sehr viele unserer Besucher/innen aus dem 21. und 22. Bezirk kommen und selbst einen Garten in der Familie haben, hoffen wir auf konkrete Umsetzung dieser Maßnahmen. Rückmeldungen von Lehrerinnen über das Anlegen von Schmetterlingsflächen in Schulgärten und das Feedback von Eltern, deren Kinder zu Hause über ihre Erlebnisse berichten, zeigen die nachhaltige Wirkung zusätzlich auf.

Das Projekt ist deshalb auch ohne Werbemaßnahmen Jahr für Jahr total ausgebucht.

nachtpfauenaugen raupenstadien kleinSchulung von Lehrer/innen und Gärtner/innen

Die WUA gibt ihre positiven Erfahrungen im VANESSA-Projekt auch weiter. Deshalb schulen wir jedes Jahr im Rahmen von Fortbildungsangeboten der Pädagogischen Hochschule Volksschullehrer/innen in Wiesenökologie ein.

2016 haben wir erstmals auch Workshops in allen Klassen der Berufsschule für Gartenbau und Floristik in Wien Kagran abgehalten, um auch die angehenden Gärtner/innen für ökologische Zusammenhänge zu sensibilisieren, seltene Arten in Parkanlagen zu erkennen und ihren Lebensraum in Parks und Gärten zu erhalten oder zu verbessern.

Kooperationen im Rahmen des Schmetterlingsprojekts

Das Projekt Vanessa im Wiener Donaupark zeigt eindrücklich, dass die Umstellung der Bewirtschaftung einer ausreichend großen Fläche sehr rasch zu positiven Auswirkungen auf Artenschutz und Artenvielfalt führt und den Parkbesucher/innen ein echtes Naturerlebnis ermöglicht. So unterstützen uns auch der Naturschutzbund und die Stiftung „Blühendes Österreich“ bei der Vermittlung unserer Inhalte.

2016 haben auch einige tüchtige PfadfinderInnen der American International School Vienna aus Neustift am Walde bei der Pflege der Wiese geholfen. segelfalter klein

Die Stiftung des REWE-Konzerns „Blühendes Österreich“ trat im Sommer 2016 an uns mit dem Angebot heran, das VANESSA-Projekt sowohl medial über Ihr Netzwerk als auch finanziell zu unterstützen. Neben über 300 kostenlosen Arbeitsstunden von REWE-Lehrlingen im Rahmen der Aktion „72h ohne Kompromiss“ wurden auch die Materialkosten für die Errichtung einer Trockensteinmauer auf der Wiese übernommen, wofür uns herzlich bedanken. Videodokumentation/Blühendes Österreich, Detailinformationen/Blühendes Österreich

„Blühendes Österreich“ sucht aktiv nach solchen Kooperationen, bei denen wertvolle Blühflächen erhalten, geschaffen oder durch zusätzliche Elemente attraktiviert werden und kofinanzieren solche Maßnahmen teilweise auch großzügig. Wichtig ist dabei aber ein ökologisches Gesamtkonzept als Grundlage, wobei auch die WUA neben der MA 22 gerne fachliche Unterstützung bietet. Unterstützungsansuchen an Blühendes Österreich können jederzeit an Geschäftsführer Mag. Ronald Würflinger (E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) gestellt werden.

Der Österreichische Naturschutzbund hat die WUA eingeladen, das erfolgreiche Projekt 2014 in der Zeitschrift „Natur&Land“ vorzustellen und 2015 der Jahrestagung des Naturschutzbundes in Salzburg als Best Practice Beispiel zu präsentieren.

Mehr Blumenwiesen für Wien?

schmetterlinge kleinUnser ganz besonderer Dank geht an die MA 42 - Wiener Stadtgärten. Denn eine naturbelassene Wiese ist von der Art der Pflege ein Fremdkörper in einem klassischen Park. Das erforderte ein Umdenken, sowohl bei den Besucher/innen als auch bei den Gärtnern und Gärtnerinnen selbst. „Grüne Rasenteppiche“ sind für viele Menschen ein Bild, welches sie dem Anblick einer trockenen, schon verblühten Blumenwiese vorziehen. Diese Phase muss jedoch für die erfolgreiche Aussamung der nächsten Blumengeneration zugelassen werden. Kommunikation der Vorteile und Toleranz in der Bevölkerung ist notwendig um Verständnis für diese Ökologisierung der Pflege zu erreichen. Besonders wichtig ist die Entfernung des Mähguts, bleibt es liegen reichern sich zu viele Nährstoffe im Boden an. Nährstoffe fördern das Wachstum von Gräsern und verdrängen Blühpflanzen. Die Wiese verarmt an Arten und verliert an Attraktivität für Tiere, ebenso wie für das menschliche Auge. Es brauchte und braucht also eine bewusste Bereitschaft der Wiener Stadtgärten, um zusätzliche Blumenwiesen in Parkanlagen dauerhaft umzusetzen. Dafür sind wir sehr dankbar und hoffen zugleich, dass wir noch mehrere solcher Projekte gemeinsam umsetzen können. 

Tipps für Schmetterlinge im eigenen Garten

Weniger oft mähen schmetterlingswiese2 klein

Auf ungedüngten Blumenwiesen wachsen eine Vielzahl verschiedener Blumen, Kräuter und Gräser – die Lebensgrundlage für viele schöne Falter sind, wie zum Beispiel verschiedene Bläulinge.

Wenn Sie einen Teil Ihres Gartens nur zwei- oder dreimal im Jahr mähen, können sich dort Schmetterlingsraupen entwickeln und die Falter können Nektar saugen. Beim Mähen sollte darauf geachtet werden, dass der Garten immer nur teilweise gemäht wird und auf der übrigen Fläche hohes Gras stehen bleibt. Für die Überwinterung von Eiern und Puppen sollten ebenfalls ein paar hohe Halme vorhanden sein. Wichtig: abgemähtes Gras immer entfernen, da sonst der Nährstoffgehalt steigt und die Blumen zugunsten der Gräser verschwinden.

Informationen von „die umweltberatung“ zu „Naturwiesen im eigenen Garten“

gabelschwanzraupe kleinBrennnesseln

Brennnesseln sind wichtige Futterpflanzen für die Raupen von vielen schönen Tag- und Nachtfaltern, wie zum Beispiel dem Tagpfauenauge, dem Kleinen Fuchs, dem Admiral, dem Landkärtchen, dem C-Falter oder dem Russischen Bären.

Sie wachsen in nährstoffreichen Böden, zum Beispiel neben dem Komposthaufen. Wenn Sie dort, wo sie sich zufällig ansiedeln, 1 – 5 m2 stehen lassen, können die Schmetterlinge ihre Eier ablegen. Im Juni sollten Sie auch einmal die Brennnesseln mähen, damit sie frisch nachwachsen und für eine Eiablage im Sommer wieder saftig sind. Das Tagpfauenauge und der Kleine Fuchs mögen gerne Brennnesseln an einem sonnigen Standort. Das Landkärtchen, der C-Falter und der Admiral legen ihre Eier auch gerne auf Brennnesseln im Schatten.

Buddleia und heimische Sträucher wiener nachtpfauenauge klein

Sommerflieder, Buddleia oder Schmetterlingsstrauch sind die verschiedenen Namen für einen von Ende Juni bis in den Herbst blühenden Strauch, der viele Falter besonders anzieht und eine hervorragende Nektarquelle bietet. Der Strauch sollte an einem sonnigen Standort gepflanzt werden. Im Frühjahr ist die Salweide einer der ersten Nektarquellen.

Heimische Sträucher wie Schlehe, Weißdorn, Kreuzdorn, Faulbaum, Himbeere, Brombeere und Co sind wichtige Futterpflanzen für Raupen des Segel- und Zitronenfalters und vieler anderer schöner Arten. Ungespritzte Obstgehölze fördern das Wiener Nachtpfauenauge.

Efeu

Efeu blüht spät im Herbst und ist eine der letzten Nektarquellen für Falter, wenn die meisten Blumen schon verblüht sind. Die Beeren sind ein gutes Vogelfutter und einige Vögel bauen auch gerne ihre Nester in Efeuhecken. Man kann Efeu gut an Mauern und Zäune setzen, zum Beispiel als Ersatz für Thujenhecken, mit denen kaum ein Tier etwas anfangen kann.

schwarzer trauerfalter kleinFallobst im Herbst

Lassen Sie ein paar reife Früchte Ihrer Obstbäume für Schmetterlinge liegen, dann besucht eventuell auch der Admiral, das Waldbrettspiel oder der C-Falter Ihren Garten.

Keine Pestizide einsetzen

Gift gegen Insekten/Unkraut sollte im Garten sowieso nicht gespritzt werden – denn Spritzmittel schaden nicht nur den Tieren, sondern auch den Menschen. Informationen von „die umweltberatung“ zu „Nützlinge im Garten“

Schmetterlingsfilm der Wiener Umweltanwaltschaft

Speziell für Volksschulkinder wurde der spannende Film „Lilli.Raupe.Puppe.Schmetterling“ entwickelt. Der 20-minütige Schmetterlingsfilm soll Kinder dazu motivieren, sich für den Schutz der Lebensgrundlagen in Wien einzusetzen.

Auszüge aus dem Film „Lilli - Raupe.Puppe.Schmetterling":

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© Fotos: M. Jaros, A. Brezansky/WUA

 

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