Das Primat des Wirtschaftswachstums wird in keinem Konzept, das wir gefunden haben, in Frage gestellt. Es wird versucht, Wirtschaftswachstum verstärkt auf das Wachstum grüner Technologien zu lenken, auf hohe lokale Wertschöpfung und Beschäftigungsintensität.

Zumindest unter den Großstädten konnten wir bisher kein Beispiel finden, wo durch die Einführung von Nachhaltigkeitskonzepten tatsächlich eine echte Trendumkehr im Ressourcenverbrauch erreicht wurde. Konsum und Ressourcenverbrauch steigen trotz aller Maßnahmen weiter. Auch eine Abnahme von Treibhausgasemissionen auf der eigenen Fläche, die manche Städte und Staaten sehr wohl erreicht haben, entpuppt sich bei näherem Hinsehen oft als eine Auslagerung emissionsintensiver Industrien in andere Weltregionen, aus denen die Produkte importiert werden. Der konsumbasierte Ansatz bei der Betrachtung von CO2-Emissionen ist aufwändig und derzeit noch unüblich. Wo er verfolgt wird, zeigt sich aber, dass anscheinend bisher kein westlicher Industriestaat tatsächlich seine Emissionen maßgeblich senken konnte.

Dasselbe Bild eines stetig steigenden Ressourcenverbrauchs zeigt sich auch auf globaler Ebene. Der Energiebedarf um einen definierten wirtschaftlichen Gewinn (zum Beispiel von 1 Dollar) zu erzielen, sank in den letzten 30 Jahren durch Effizienzmaßnahmen um ein Drittel. Für die CO2-Emissionen gilt dasselbe. Aber diese sind gleichzeitig seit 1990 um 40 % gestiegen. Allein um den Klimawandel auf einem tragbaren Niveau zu stabilisieren, müsste die relative Entkopplung bei den Kohlenstoffemissionen sechzehn mal schneller laufen (11 % pro Jahr) als seit den 1990igern. Statt 770 g pro Dollar Wirtschaftsleistung, dürften auf einem nachhaltigen Niveau nur mehr 6 g emittiert werden.

Immer mehr Expert/innen weisen deshalb darauf hin, dass Effizienzmaßnahmen und der Umstieg auf erneuerbare Energien im jetzigen Wirtschaftssystem nicht ausreichen werden um Nachhaltigkeit zu erreichen. Mehr Effizienz bedeutet meist auch einen Abbau an Arbeitsplätzen pro hergestellter Energie oder Ware. Diese eingesparten Personen müssen woanders neu geschaffene Arbeit finden und verursachen dort neuen Ressourcenverbrauch. Es kommt zu Rebound-Effekten.

Der Wachstumszwang ergibt sich aus dem Faktum, dass Banken im wesentlichen nur dann Kredite für neue Investitionen vergeben, wenn eine allgemeine Wachstumsprognose den erhofften, wirtschaftlichen Erfolg von neuen Investitionen (und damit die Rückzahlung des Kredites mit Zinsen) wahrscheinlich macht. Würde diese Investitionstätigkeit plötzlich ausbleiben, würde die Wirtschaft nicht nur nicht wachsen, sondern unter stark wachsender Arbeitslosigkeit und der Gefahr sozialer Unruhen schrumpfen. (Quelle)

In unserem aktuellen Wirtschaftssystem gleicht die Einführung von tatsächlich nachhaltigen Lebensstilen mit stark reduziertem Ressourcenverbrauch deshalb einer Quadratur des Kreises. Es ist aber eine massive Trendumkehr nötig. Wenn man in einer theoretischen Rechnung die auf der Erde vorhandenen Ressourcen wie fruchtbaren Boden, sauberes Wasser und das Kontingent an tolerierbarer Verschmutzung und an Treibhausgas-Emissionen fair unter der Weltbevölkerung aufteilt, wird klar, dass in Wirklichkeit alle Industrienationen noch weit von echter Nachhaltigkeit und Fairness entfernt sind.

In Österreich müssten wir spätestens bis 2050 die 11 Tonnen Kohlendioxidausstoß pro Kopf und Jahr auf eine Tonne reduzieren. Machen wir so weiter wie bisher, stoßen wir mehr und mehr an die Kapazitätsgrenzen unseres Planeten.

 

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