(Über)-lebenswichtig für viele Arten und den Menschen
Bäume beherbergen eine enorme Vielfalt an Organismen - je älter die Bäume sind, umso eher verfügen sie über Strukturen (Hohlräume etc.), die von Tieren genutzt werden können. Junge Bäume werden für viele Jahre keine Quartiere bieten können. Zahlreiche Vogelarten sind auf Bäume angewiesen (z. B. Baumbrüter auf Baumkronen, sowie Höhlen- und Halbhöhlenbrüter auf Hohlräume). Spechte sind wahre Architekten an Bäumen - viele andere Tierarten (z. B. Fledermäuse) nutzen verlassene Spechtlöcher. Es dauert jedoch mitunter Jahrzehnte, bis ein Spechtloch für andere Arten so richtig interessant wird.

baum eichhoernchen kleinBaumhöhlen sind im Tierreich heiß begehrt - ausgefaulte Astlöcher (entstehen, nachdem große Äste abgebrochen sind) sind z.B. als Kinderstube beim Waldkauz beliebt. Weitere Interessenten von Baumhöhlen sind beispielsweise Gartenrotschwanz, Star, Feldsperling, Kleiber (welche den Eingang mit Schlamm verkleinern), diverse Meisenarten, Hohltaube, Wiedehopf und Co. Ebenfalls Baum-Nutzer sind beispielsweise Siebenschläfer, Baummarder (braucht große Höhlen), Haselmaus, Laubfrosch und Gartenschläfer. Spalten und Risse in der Baumrinde, Hohlräume hinter abstehender Borke und Spechtlöcher bieten Fledermäusen einen Unterschlupf. Manche Arten überwintern sogar in Baumhöhlen (z. B. der große Abendsegler).

Auch totes Holz beherbergt Leben - viele Insekten sind im Laufe ihres Lebens von Totholz abhängig. Letztlich muss das Totholz über einen sehr langen Zeitraum verfügbar sein, denn die Entwicklung vieler Käferlarven bis zum “ausgewachsenen” Insekt nimmt mehrere Jahre in Anspruch. Auch holzzersetzende Pilze profitieren von Altbäumen und Totholz und sorgen dafür, dass Holz mit der Zeit abgebaut und die darin enthaltenen Nährstoffe wieder freigesetzt werden.

alter baum kleinBäume können Menschenleben retten

Bäume erbringen für uns unverzichtbare Leistungen, wie die Produktion von großen Mengen Sauerstoff (über 1.000 kg pro Altbaum und Jahr), die Bindung von CO2 (Klimaregulierung) und Verbesserung der  Luftqualität. Ihre Blätter filtern Schadstoffe, Pilzsporen und Feinstaub aus der Luft (bis zu einer Tonne jährlich pro Baum). Ihr Wurzelgeflecht hilft bei der Bodenstabilisierung und beim Rückhalt von Regenwasser - jährlich unterbindet ein Baum dadurch den Abfluss von 70.000 Litern Regenwasser, wirkt Überschwemmungen bei Starkregen entgegen und entlastet die Kanalisation. Bäume wirken durch die Verdunstung von Wasser an den Spaltöffnungen ihrer Blätter als natürliche Klimaanlagen (Verdunstungskälte ). In Wien sind Gebiete mit Bäumen im Sommer durchschnittlich um 11 C° kühler als bebaute Flächen. Ein Baum kann seine Umgebungstemperatur um bis zu 3 Grad senken. Wien ist als Großstadt mit vielen versiegelten Flächen und Bauwerken um bis zu 2,5 Grad wärmer als das Umland. Bäume können Hitzetode verhindern: Laut einer im Wissenschaftsjournal THE LANCET veröffentlichten spanischen Studie (Iungman et al. 2023) könnte eine Steigerung der Schattenfläche durch Bäume in europäischen Städten auf 30 %, diese um durchschnittlich 0,4 Grad abkühlen und die Sterblichkeit durch Hitze um ein Drittel senken.

WUA für besseren Altbaumschutz

Der Schutz von Altbäumen dient also nicht nur der Erhaltung der Artenvielfalt, sondern auch dem Gemeinwohl. Die WUA setzt sich für den Erhalt des (Alt-)baumbestandes in Wien ein. altbaum strukturen klein

Ein Problem sind Rückschnitte und Fällungen aufgrund der unklaren Rechtsprechung im Bereich der Baumhaftung. Eine Verbesserung der Situation könnte durch die Novellierung des ABGB (Allgemeinen Bürgerlichen Gesetzbuches) kurz bevorstehen. Die Wiener Umweltanwaltschaft gab Mitte Februar 2024 gemeinsam mit den anderen österreichischen Landesumweltanwaltschaften eine Stellungnahme ab.

Grundsätzlich ist bei der Benützung von Wegen, besonders auch im Wald, ein Wandel zu verstärkter Eigenverantwortung und Risikobewusstsein nötig. Bei nicht mehr bruchsicheren Altbäumen können auch andere Maßnahmen als die Fällung gesetzt werden, um die öffentliche Sicherheit zu wahren (z. B. Stützen, Windlast reduzieren durch Kronenauslichtung, Baum großflächig umzäunen mit Warnhinweisschild etc.).

Der von der Plattform Baumkonvention „Zukunft mit Bäumen – Bäume mit Zukunft“ unter Federführung der Stadt Wien – Umweltschutz (MA 22) herausgegebene Leitfaden Baumsicherheitsmanagment soll als nachvollziehbare Handlungsanleitung für Baumverantwortliche dienen - er bildet den Stand der Technik ab, orientiert sich an der derzeitigen Rechtslage und unterstützt eine Weiterentwicklung dieser. Kommt es tatsächlich zu Schadensfällen durch Altbäume, so können Richter*innen diesen Leitfaden heranziehen und der Frage nachgehen, ob sich der/die zuständige Baumverantwortliche an diesen gehalten hat.

Zum Schutz des Baumbestandes setzt sich die WUA auch im Rahmen von Verfahren für Erhaltung möglichst vieler Bäume und deren Schutz während der Bautätigkeiten (ÖNORM B 1121) ein.

Weiterführende Informationen:

Inhalte der 3. Expert*innentagung des Forums Baumkonvention

© Foto: Ramona Cech

TPL_WUA_ADDITIONAL_INFORMATION