Der Winter naht und die Bäume werfen ihre bunt gefärbten Blätter ab. Während mancherorts Haufen aufgeschüttet und Igelhäuser aufgestellt werden, werden an anderer Stelle eifrig die Laubsauger und -bläser ausgepackt. Gegenseitiges Verständnis gibt es oft wenig. Doch was ist richtig? Soll das Laub liegen gelassen oder entfernt werden? Und warum ist das überhaupt wichtig?
Das Leben im Laub
Laubbäume und Sträucher werfen im Herbst ihre Blätter ab, denn im Winter würde über die Blattoberfläche zu viel Wasser verdunsten. So ziehen die Pflanzen rechtzeitig Nährstoffe und Wasser aus den Blättern, lassen sie verwelken und werfen sie ab. Sie befinden sich dann in einem Ruhezustand und warten auf den Frühling.
Die abgeworfenen Blätter bilden eine Laubschicht, die die Pflanzen vor Kälte und Nässe schützt. Mit der Zeit werden die Blätter von verschiedenen Lebewesen (Pilze, Würmer, Insekten, Bakterien, usw.) zersetzt, sodass anorganische Stoffe (Nährstoffe) wieder verfügbar werden. Diese Nährstoffe benötigen die Pflanzen dann um wieder austreiben und wachsen zu können. In der Laubschicht und im Boden wimmelt es also nur so von fleißigen Organismen, die Stoffkreisläufe schließen und damit eine essentielle Rolle im Ökosystem einnehmen.
Die schützende Laubschicht ist auch ein beliebtes Versteck und Winterquartier für viele verschiedene Arten. Als erstes denkt man da an den Igel, aber auch Amphibien, Schnecken und viele Insekten überwintern im Laub.
Wo es möglich ist: Laub liegen lassen!
Wir empfehlen daher: Wo immer es möglich ist, sollte Laub liegen gelassen werden! – z.B. in dichten Baum- und Strauchgruppen, unter Hecken, im Wald und in privaten Gärten.
Der Mensch verursacht durch sein Handeln und seinen Ressourcenverbrauch die Klima- und Biodiversitätskrise. Lebensraumverlust und -zerschneidung, intensive Landwirtschaft, etc. führen zu einem weltweiten Rückgang der Artenvielfalt und der Individuen. Eine besonders stark bedrohte Tiergruppe sind die Amphibien und bei den Insekten wird ein starker Rückgang der Biomasse (also der Anzahl an Individuen) verzeichnet. Das wirkt sich auf Nahrungsnetze aus, denn viele andere Tiere sind auf Insekten als Nahrungsgrundlage angewiesen.
Gerade Amphibien und Insekten profitieren von liegen gelassenem Laub, Ästen, abgestorbenen Stängeln, einem „wilden Eck“ und Strukturvielfalt in einem weniger intensiv gepflegten Naturgarten bzw. Grünraum. Einen Haufen aus Blättern, Reisig und Ästen in einer Ecke oder unter Sträuchern liegen zu lassen, ist eine einfache Maßnahme Tieren über den Winter zu helfen und die Biodiversität zu fördern (siehe auch „Unordnung im Garten, sorgt für viele Arten!“).
Sicherheit geht vor
Es gibt allerdings Situationen, in denen das Laub nicht liegen bleiben kann bzw. es nicht sinnvoll ist, es liegen zu lassen.
Auf vielen öffentlichen Flächen muss das Laub entfernt werden, denn auf allen öffentlichen Verkehrswegen, also auf Straßen, Rad- und Gehwegen kann nasses Laub sehr rutschig sein. Der/die Wegehalter/in muss laut ABGB (Allgemeines bürgerliches Gesetzbuch) für die Sicherheit auf seinen Wegen sorgen und haften. Er/sie muss alle zumutbaren Maßnahmen treffen, damit eine gefahrenlose Benützung möglich ist.
Kleine Grünstreifen oder -flächen eignen sich oft nicht für Laubhaufen, weil die Blätter leicht auf die Wege und Straßen geweht werden können. Daher wird das Laub im öffentlichen Raum oft nur in größeren Strauchgruppen liegen gelassen.
Auch auf öffentlich genutzten Rasenflächen (z. B. Ballspielplätze, Liegewiesen) sollte das Laub zu einem großen Teil entfernt werden, weil der Rasen sonst kein Licht bekommt und durch die Nässe anfällig für Fäulnis ist.
Laub bietet leider manchmal nicht nur nützlichen Insekten einen Unterschlupf, sondern auch einigen Schadorganismen. Problematisch sind z. B. die Kastanienminiermotte (Cameraria ohridella) und das „Falsche Weiße Stengelbecherchen“ (Hymenoscyphus fraxineus). Das Stengelbecherchen ist ein Pilz, der für Eschen gefährlich ist. Er verursacht das Absterben der Triebe und schwächt den Baum, bis dieser zugrunde geht. Um Schadorganismen an der Ausbreitung zu hindern, muss das Laub, insbesondere im Umkreis jener Arten, die befallen werden könnten, entfernt werden. Durch das rechtzeitige Erkennen und Beseitigen von Schädlingen, also durch die Entfernung des Laubs, wird der spätere Einsatz von Pestiziden verhindert.
Das Laubmanagement ist eine komplexe Angelegenheit und muss auf die individuelle Situation, also die Nutzung einer Fläche und die vorkommenden Tiere und Pflanzen abgestimmt werden.
Handarbeit für die Umwelt
Wenn Laub entfernt werden muss, dann sollte das so umweltfreundlich wie möglich erfolgen: am besten per Hand mit dem Rechen oder Besen.
Bei großen Flächen ist die Entfernung des Laubs allerdings so zeit- und kostenaufwendig, dass technische Hilfsmittel zum Einsatz kommen. Laubsauger und Laubbläser ermöglichen es relativ rasch große Mengen Laub zu bewältigen und die Personalkosten in einem leistbaren Rahmen zu halten. Die Sauger und Bläser bringen aber auch viele Nachteile mit sich: Sie sind sehr laut, saugen bzw. verblasen kleine Lebewesen (Insekten, Spinnen, ...), die dadurch verletzt oder getötet werden und belasten – im Falle von benzinbetriebenen Geräten – die Umwelt mit Abgasen. Auch eine erhöhte Feinstaubbelastung durch das Aufwirbeln kleiner Partikel ist möglich (Hinterhofer, 2013). Akkubetriebene Geräte sind im Gegensatz zu den benzinbetriebenen zu bevorzugen, denn sie sind im Normalfall etwas leiser und verursachen keine Abgase.
Grundsätzlich empfehlen wir den Einsatz von Laubsaugern und Laubbläsern so weit wie möglich zu reduzieren und im privaten Bereich gänzlich darauf zu verzichten!
Weitere Informationen
Die negativen Auswirkungen von Laubbläsereinsätzen, Naturschutzbund
Hinterhofer, M. (2013). PM10 Belastung durch Laubblasgeräte. Im Auftrag der steiermärkischen Landesregierung, Graz
© Fotos: Iris Tichelmann