Der Schulhof kann noch mehr
Der Schulhof ist ein Platz zum Spielen, zum Austoben, um die Pause zu verbringen und um einfach frische Luft zu schnappen. Aber er könnte noch viel mehr! Jeder Schulhof ist eine Freifläche und somit ein potenzieller Lebensraum für verschiedene Arten. Natürlich ist die Qualität der Flächen sehr unterschiedlich, manche Schulen haben nur sehr wenig Platz und viele Höfe weisen einen hohen Versieglungsgrad auf. Aber mit entsprechender Gestaltung kann überall ein kleiner Platz für die Natur geschaffen werden. Eine Hecke für Spatzen oder ein paar blühende Stauden für Insekten – auch kleine Maßnahmen können Großes bewirken. Jede Begrünung trägt außerdem zu einem besseren Kleinklima bei. Ein artenreicher, begrünter Schulhof wirkt sich also nicht nur positiv auf die Biodiversität aus, sondern auch auf die menschliche Gesundheit und das Wohlbefinden der Schüler*innen und Lehrer*innen.
Um die Artenvielfalt zu schützen und zu erhalten, reicht es nicht aus, Natur- und Umweltschutz auf Schutzgebiete zu beschränken. Vielmehr muss die Natur auch im Siedlungsraum zugelassen und gefördert werden. Wir müssen lernen in unserem Alltag mit der Natur zu leben und ein klein wenig Wildnis auch im städtischen Raum zu akzeptieren.
Vogelhäuser, Kletterpflanzen und Blumen: die „Wildnis“ kommt!
„Wildnis (ist) Klasse“ ist ein Umweltbildungsprojekt für Wiener Volksschüler*innen der 3. und 4. Schulstufe. Im Mittelpunkt steht die Artenvielfalt des urbanen Raums, also die Natur vor der Haustüre bzw. vor dem Klassenzimmer. In etwa drei Unterrichtsstunden lernen die Kinder spielerisch die Lebensweise ausgewählter heimischer Tierarten, die im urbanen Raum vorkommen (z. B. Sperlinge, Mauersegler, Fledermäuse, Insekten wie Wildbienen, Igel, usw.) kennen und verstehen ökologische Zusammenhänge (z. B. Nahrungsbeziehungen). Anschauungsobjekte wie z. B. verschiedene Vogelnester machen die Natur „begreifbar“. So werden den Schüler*innen auch die Ursachen für die Gefährdung der Arten bewusst.
Die Kinder können das erlernte Wissen gleich an ihrer Schule anwenden und sich beim Erkunden des Schulgeländes überlegen, wo verschiedene Arten zu finden sind, was sie zum Überleben brauchen und wie man sie fördern kann.
Je nach Gegebenheiten am Schulgelände werden dann biodiversitätsfördernde Maßnahmen direkt auf den Freiflächen umgesetzt, z. B.
- das Anlegen einer „wilden Ecke“ oder eines Beets mit heimischen, trockenheitsangepassten Stauden zur Förderung von Insekten
- das Begrünen von Zäunen/Mauern oder das Pflanzen von heimischen Heckensträuchern als Nahrungsquelle
- das Anlegen einer sandigen Fläche für Erd- und Sandbienen und um Sperlingen ein Sandbad zu ermöglichen
- das Aufhängen von Nisthilfen und Quartieren
So fördern wir die lokale Biodiversität, ermöglichen Kindern direkt an der Schule Naturerfahrungen und leisten einen kleinen Beitrag zum Natur- und Klimaschutz. Außerdem merken die Kinder, dass es Handlungsmöglichkeiten gibt und sie den aktuellen Krisen um Natur, Umwelt und Klima nicht hilflos gegenüberstehen. Die teilnehmenden Schulklassen werden zu „Wildnis-Klassen“, die über die Natur im Schulhof Bescheid wissen und auf sie achten.
Zusammenarbeit für Natur- und Umweltschutz
Unsere Projektpartner sind die die Umweltberatung, die Stadt Wien – Umweltschutz und die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik. Außerdem wird das Projekt von der Stadt Wien – Schulen und der Stadt Wien – Wiener Stadtgärten unterstützt.
Besonders hervorzuheben sind auch die engagierten Schulleiter*innen und Lehrer*innen, die das Projekt an ihren Schulen ermöglichen. „Wildnis (ist) Klasse“ wurde durch das „Innovationsmanagement im Magistrat der Stadt Wien“ ausgezeichnet und unterstützt.
In der Volksschule Novaragasse haben die Projekttage bereits stattgefunden, die anderen Schulen sind im Frühling an der Reihe. Die Umsetzung der Maßnahmen wird im Frühling und im Herbst 2022 erfolgen.
Weitere Informationen zum Stand des Projekts an den verschiedenen Volksschulen, werden hier ab Frühling 2022 laufend ergänzt:
VS Novaragasse, 1020 Wien
VS Vereinsgasse, 1020 Wien
VS Neustiftgasse, 1070 Wien
VS Krottenbachstraße, 1190 Wien
VS Irenäusgasse, 1210 Wien
© Fotos: Bild Material, Segelfalter: Iris Tichelmann, Haussperling: Danny Rösner