Glossar
Begriff | Definition |
---|---|
Borsäure |
Borsäure wird verwendet, um Neutronen zu absorbieren. Damit wird eine Kettenreaktion unterbunden. In vielen Reaktoren ist vorgesehen im Notfall Borsäure in den Reaktor zu injizieren. Während der Revision oder dem Brennelementwechsel kann der Reaktor mit leicht boriertem Wasser unterkritisch gehalten werden. Borsäure wirkt auf bestimmte Stähle sehr korrosiv (zerstörend). Deshalb ist unter anderem darauf zu achten, keine Borsäure von außen an den Reaktordruckbehälter zu bringen. 2002 wurde in einem amerikanischen KKW ein so verursachter gewaltiger Säurefraß im Deckel eines Reaktordruckbehälters entdeckt. Bei einer Routinekontrolle war plötzlich die Dichtung eines Absorberstabes herausgebrochen. Der Säurefraß ging weit mehr als durch die halbe Wandstärke und gefährdete den Halt des gesamten Druckbehälters.
|
Brennelement |
(BE)
Die Brennstäbe sind in Kassetten zu so genannten Brennelementen zusammengefasst. Brennelemente westlicher Bauart haben einen quadratischen Querschnitt. Sie umfassen zumeist 16 mal 16, also 256 Brennstäbe mit zusätzlichen Führungen für die Absorberstäbe . Sowjetische Brennelemente für Druckwasserreaktoren sind im Querschnitt sechseckig angeordnet. Ein durchschnittlicher Leistungsreaktor wird mit etwa 150 bis 200 Brennelementen beladen. Die Handhabung erfolgt mit Kränen und mit einer Wechselmaschine . Solange ein Brennelement (BE) noch nicht in einem Reaktor verwendet wurde, enthält es nur schwach radioaktives Uran . Es kann ohne weiteren Schutz vom Personal gehandhabt werden. Wenn ein BE sich einige Zeit im Reaktor befand, sind Spaltprodukte in ihm entstanden. Sie geben extrem viel radioaktive Strahlung ab. Ein verwendetes BE muss mehrere Jahre unter Wasser aufbewahrt werden, damit es nicht durch die eigene Wärmeproduktion schmilzt. Der Aufenthalt eines Menschen ohne Abschirmung gegen die direkte Strahlung in der Nähe eines gebrauchten BE würde innerhalb weniger Minuten zum Tod führen. |
Brennstab |
Ein Brennstab besteht aus einem dünnewandigem Rohr, in dem die Brennstofftabletten geschichtet sind. Meistens besteht das Hüllrohr aus einer Zirkonium legierung. Je nach Reaktortyp und Herstellerland haben die Brennstäbe einen Durchmesser von zirka zehn Millimeter. Bei Leistungsreaktoren sind sie etwa vier Meter lang.
|
Brennstoff |
Der (Kern-)Brennstoff hat die Aufgabe, durch Kernspaltung Wärme freizusetzen. Er liefert gleichzeitig die für die Kettenreaktion notwendigen Neutronen . Der Brennstoff muss deshalb spaltbare Nuklide, sogenannten Spaltstoff , enthalten. In den weitverbreiteten thermischen Reaktoren wird als Brennstoff meist leicht angereichertes Uranoxid (UO2) verwendet. Seit einiger Zeit besitzt dieses Zusätze von drei bis sechs Prozent Plutonium . Dieser Brennstoff wird dann Mischoxidbrennstoff (MOX-Brennstäbe) genannt. Bei den meisten Druck- und Siedewasserreaktoren beträgt die Anreicherung etwa drei Prozent. Der Spaltstoff ist das in der Natur vorkommende 235U ( Uran ). Aus dem hauptsächlich vorhandenen 238U (Uran) wird im laufenden Reaktor der Spaltstoff 239Pu (Plutonium) erbrütet. 239Pu trägt ebenfalls zur Wärmefreisetzung bei und ist zudem ein ausgezeichneter Spaltstoff für schnelle Reaktoren .
|
Brennstofftabletten |
Für den Einsatz in den meisten Leistungsreaktoren wird der Kernbrennstoff Urandioxid in Tablettenform gepresst. Die Tabletten sind etwa so groß wie ein Fingerhut und sehr präzise gearbeitet. Einige Hundert Brennstofftabletten werden hintereinander in ein Füllrohr geschoben. Mehrere Füllrohre sind zu einem Brennelement verbunden. Es gibt Unterschiede zwischen Brennstofftabletten aus den westlichen Ländern und solchen aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Vor der Inbetriebnahme des Brennelements im Reaktor sind die Brennstofftabletten nur schwach radioaktiv. Nach der Umwandlung des Spaltstoffes durch den Prozess der Kernspaltung, sind die Tabletten hoch radioaktiv. Sie bilden den größten Anteil des eigentlichen "Atommülls".
|
Broken Arrow |
Unter Broken Arrow versteht man eine verloren gegangene oder verunglückte Kernwaffe . Allein die USA besitzen einige tausend Kernwaffen-Sprengköpfe. Wegen der großen Anzahl an Kernwaffen passieren mit statistischer Regelmäßigkeit ungeplante Zwischenfälle im Arsenal. Fast alle Atommächte haben bisher zum Teil schwere Unglücke mit Kernwaffen erlebt. So verlor beispielsweise ein amerikanischer Bomber, der Kernwaffen für Übungszwecke an Bord hatte, versehentlich einen Sprengkopf über Spanien. Die Bombe stürzte in ein glücklicherweise nur spärlich besiedeltes Gebiet und zerschellte ohne zu explodieren. Ihr hochradioaktiver Inhalt verteilte sich über die Landschaft. Die Aufräumarbeiten waren kostspielig. Die US-Regierung musste auf spanischen Druck mehrere Schiffsladungen kontaminiertes Erdreich abtragen und bei sich einlagern. Die Wahrscheinlichkeit, dass bei einem vergleichbaren Unglück die Kernwaffe zur Zündung kommt, ist gering. Die Sicherung der Zündkreise gegen unbeabsichtigtes Auslösen ist redundant ausgelegt. Dies soll Unfälle auf den eigenen Militärstützpunkten verhindern.
|
Brutreaktor |
Neben den gewöhnlichen Spaltreaktoren lassen sich Prozesse nutzen, bei denen der Brennstoff im Reaktor während des Betriebs nachgebildet wird. Eine Möglichkeit ist Neutroneneinfang durch 238U ( Uran ). Dadurch geht dieses in 239U über. Es zerfällt (β- Zerfall ) mit einer Halbwertszeit von 23,5 Minuten zu 239Np (Neptunium), dieses zerfällt (β-Zerfall) wiederum mit einer Halbwertszeit von 2 355 Tagen zu 239Pu . Das Plutonium wird durch Neutronen aus dem Reaktor gespalten. Es sendet dabei selbst wieder Neutronen aus, die zur Erbrütung oder Spaltung beitragen. Im Idealfall wäre die Neutronenbilanz eines Brutreaktors ausgeglichen. Man könnte ihn sparsam mit dem teuren 235U beladen, während der Hauptreaktionsstoff 238U (Brutstoff) billig als Hauptbestandteil von Natururan vorliegt. Entnimmt man aus einem Brutreaktor die Brennelemente mit dem entstandenen Plutonium nach etwa 40 Tagen, lässt sich das Plutonium über komplizierte chemische Prozesse abtrennen. Entsprechend verwendet man sogenannte Plutoniumbrüter für die Plutoniumerzeugung als Schritt bei der Kernwaffen produktion.
|
Bubbler Condenser - Bubbler Tower |
Die Druckwasserreaktoren der sowjetischen Bauart WWER-440/213 besitzen direkt am Reaktorgebäude einen etwa 30 Meter hohen Turm aus Betonfertigteilen. Innerhalb dieses Kondensationsturms sind auf zahlreichen Etagen Wasserbecken mit kühlem Wasser vorhanden. Bei einer Freisetzung von heißem Hochdruckdampf aus dem Primärkreislauf (und dem Reaktor ) wird dieser zum Kondensationsturm und durch die Wasserbecken geleitet. Dort kühlt er sich ab, entspannt und kondensiert. Die Konstruktion des Bubbler-Condensers ist in westlichen Kraftwerken nicht vorhanden.
|
Bundesverwaltungsgericht | Das Bundesverwaltungsgericht ist österreichweit die zentrale Anlaufstelle für Beschwerden gegen Behördenentscheidungen in Angelegenheiten der unmittelbaren Bundesverwaltung - mit Ausnahme des Finanzrechts (zuständig ist das Bundesfinanzgericht). Im Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren ist das Bundesverwaltungsgericht zusätzlich auch für Beschwerden gegen Entscheidungen der Landesregierung zuständig. Es entscheidet durch weisungsfreie und unabhängige Richterinnen und Richter. |
Bürgerinitiative |
Wird im Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahren eine Stellungnahme von mindestens 200 Personen, die zum Zeitpunkt der Unterstützung in der Standortgemeinde oder in einer an diese unmittelbar angrenzenden Gemeinde für Gemeinderatswahlen wahlberechtigt waren, unterstützt, dann nimmt diese Personengruppe (Bürgerinitiative) am Verfahren zur Erteilung der Genehmigung für das Vorhaben als Partei oder am vereinfachten Verfahren als Beteiligte teil. Als Partei ist sie berechtigt, die Einhaltung von Umweltschutzvorschriften als subjektives Recht im Verfahren geltend zu machen und Beschwerde an den Verwaltungsgerichtshof oder den Verfassungsgerichtshof zu erheben.
|
Bypass |
Gefürchtet sind bei Kraftwerken die sogenannten Bypass-Leckagen. Dabei verlässt radioaktive Primärflüssigkeit die gesicherte Zone oder das Containment über einen Schleichweg. Eine Möglichkeit bildet der Dampferzeuger-Bypass, wenn bei den vielen tausend Röhren dieses Wärmetauschers eine Leckage auftritt. In diesem Fall gelangt Primärkreis wasser, das durch den Reaktor läuft in den sauberen Sekundärkreis und in die Turbinen . Begünstigt wird diese Situation durch den zirka 70 bar höheren Druck im Primärkreis. Sensoren im Sekundärkreis überwachen daher ständig zahlreiche radiologische Parameter, um eventuelle Leckagen frühzeitig zu entdecken.
|
Calandria |
Die Calandria ist ein Stahlbehälter für den Moderator eines CANDU-Reaktors . Horizontal durch die Calandria verlaufen Druckröhren. In ihnen befinden sich die Brennelemente . Sie werden mit Schwerem Wasser unter Druck gekühlt. Die Calandria selbst ist nur für niedrigen Druck und Temperaturen bis um 70 Grad Celsius ausgelegt.
|
CANDU-Reaktor |
(Canadian Deuterium-Uranium Reactor)
Der CANDU-Reaktor benützt Schweres Wasser als Moderator und Kühlmittel. Als Brennstoff dient Natururan . Die Brennelemente befinden sich in Druckröhren. Diese sind in einem Stahlbehälter ( Calandria ) untergebracht. Durch Druck wird das Schwere Wasser am Sieden gehindert. Über Dampferzeuger verdampft in einem Sekundärkreis Wasser, das die Turbinen antreibt. Der Moderator fließt um die Druckröhren im Calandria-Kessel. Er wird seinerseits durch Schutzgas, das die Röhren umspült, von der Reaktorwärme abgeschirmt. Das Druckröhrensystem erlaubt während des Betriebes das Be- und Entladen des Reaktors mit Brennelementen. Dies erleichtert die kontinuierliche Entnahme von 239Pu ( Plutonium ) aus den Brennelementen. Weltweit sind 30 CANDU-Reaktoren in Betrieb (Stand 2007). Vom technischen Standpunkt gilt diese Reaktorart als eine der sichersten überhaupt. Bei der aufwendigen Be- und Entladetechnik der Brennelemente kam es jedoch vereinzelt zu Störungen. Durch Kühlmittellecks kann es zu lokalem Leistungsanstieg und Überhitzung einzelner Brennstoffkanäle kommen. |
Carnot |
Nicolas Léonard Sardi
Französischer Physiker (1796-1832), Begründer der Thermodynamik und Entdecker des nach ihm benannten thermodynamischen Kreisprozesses. |
Cäsium |
Cs
Cäsium (Cs) ist das chemische Element der Ordnungszahl 55. Cs ist ein sehr reaktionsfreudiges Alkalimetall, welches sich an der Luft spontan selbst entzündet. Alle bekannten Isotope des Cäsiums bis auf 133Cs sind radioaktiv. 137Cs zerfällt (β- Zerfall ) mit 30,17 Jahren Halbwertszeit . Bei der Kernspaltung von Uran entsteht häufig 137Cs als einer der instabilen Folgekerne. Entsprechend stark reichert es sich im Kernbrennstoff im Laufe des Abbrandes an. 134Cs ist ebenfalls ein radioaktives Cäsiumisotop. |